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Politik: …der Dschungel ruft

Im bekannten deutschen Torwartstreit werden die Argumente eindeutiger. Bei dem einen Torwart, dem Oliver Kahn, liegt die Formulierung nahe, dass die Nerven blank liegen.

Im bekannten deutschen Torwartstreit werden die Argumente eindeutiger. Bei dem einen Torwart, dem Oliver Kahn, liegt die Formulierung nahe, dass die Nerven blank liegen. Oliver Kahn hat nämlich den Zuschauern in Rostock seinen nackten Po gezeigt. Nur eine Hälfte, aber immerhin. Er wollte damit den Menschen suggerieren, sie könnten ihn – bei schlimmen Worten zitieren wir lieber Goethe – „am Arsche lecken“.

Der andere Torwart, Jens Lehmann, hat in London mit Erbsensuppe um sich geworfen. Mit Erbsensuppe um sich zu werfen, ist auf jeden Fall origineller als den blanken Po zu zeigen. Punkt für Lehmann. Er hat bei seiner EatArt-Performance den Manager eines anderen Klubs getroffen, Sir Alex Ferguson. Einen Adeligen mithin. Lehmann hat damit bewiesen, dass ihm Hierarchien und Monarchien – jetzt wechseln wir wieder zur Ausdrucksweise Kahns und Goethes – „am Arsch vorbeigehen“.

Um der Wahrheit zu genügen und etwaigen Gerichtskosten vorzubeugen: Kahn hat sich lediglich die Hose zurecht gezupft, wer anderes behauptet, hat er gesagt, muss mit juristischen Folgen rechnen. Er muss das Zurechtzupfen aber noch üben, er kann das noch nicht so gut. Und Lehmann sagte, er wisse nicht einmal, wie er überhaupt an Erbsensuppe kommen könne. Kahn und Lehmann, sie sind im Erklärungsnotstand as like as two peas in a pod, sie gleichen sich also wie eine Erbse der anderen.

Im Pöbeln war die Menschheit schon mal weiter. Man erinnere sich nur an den jungen Joschka Fischer. „Mit Verlaub“, begann er seine formvollendete Verbalinjurie gegen den damaligen Bundestagspräsidenten Richard Stücklen, und endete mit den Worten: „Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch.“ Heutzutage entschuldigt sich der Staatsminister a. D. Christoph Palmer beim CDU-Parteifreund Joachim Pfeiffer erst nachdem er ihn „Drecksau!“ gescholten und ihm links und rechts eine reingesemmelt hat. Die Zeiten sind verroht.

Man kann das am heutigen Tag nachprüfen, wenn man einmal den Blick nach Australien lenkt und dort ins RTL-Dschungelcamp. Eigentlich ist es ja völlig schnurz, ob einer Frau Desiree Nick Würmer übers Gesicht kriechen. Und eigentlich ist es auch egal wenn Frau Nick einer stark geschminkten Frau Dolly Buster attestiert, sie habe Bauernmalerei im Gesicht. Aber noch eigentlicher ist die Welt außerhalb des Dschungels auch nicht anders als innerhalb.uem

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