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Politik: Der Ernstfall bleibt abstrakt

Berlin will gegen Pocken vorsorgen, aber keine Panik verbreiten

Das Gesundheitsministerium hält den Kauf von Pockenimpfstoffen für „außerordentlich dringlich“, sagte ein Sprecher am Montag. Denn „abstrakt“ bestünde eine „hohe Sicherheitsgefährdung“, bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums. Allerdings warnten die Sprecher beider Ministerien gleichzeitig vor Panik. Für diese Einschätzung bekamen die beiden Ministerien auch Unterstützung vom Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth. „Wir gehen von einem sehr geringen Restrisiko aus“, sagte er der ARD-Tagesschau.

Bereits unmittelbar nach dem 11. September 2001 hat die Beschaffung von Impfstoffen gegen die offiziell ausgerottete Krankheit begonnen. Gegenwärtig verfügt Berlin über rund 40 Millionen Impfdosen; Anfang April sollen es 70 Millionen sein, zum Jahresende 100 Millionen. Nur die USA und Russland verfügen noch über Pockenviren. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums soll der Irak jedoch mit Kamelpockenviren experimentiert haben. Sicherheitsdienste schließen auch nicht aus, dass die Kamelpocken genetisch so verändert werden könnten, dass sie Menschen bedrohen. Dem widerspricht Reinhard Kurth jedoch: „Im Moment hat keiner Baupläne, wie man Kamelpocken so verändern kann, dass sie sich wie Menschenpocken benehmen und ausbreiten.“ Sollten die Pocken dennoch in Deutschland ausbrechen, wäre ohne Impfung mit einer Sterblichkeit von 30 Prozent zu rechnen, sagte Klaus Vater, Sprecher des Gesundheitsministeriums. Knapp 30 Millionen Impfdosen, die nun beschafft werden, sind rund 30 Jahre alt, aber dem Ministerium zufolge noch uneingeschränkt wirksam. Rund 70 Millionen Impfeinheiten werden neu hergestellt. Über die Kosten schweigt das Ministerium, um jeder „Preistreiberei“ einen Riegel vorzuschieben.

Die Sicherheitsdienste haben offenbar vor einem Selbstmordanschlag gewarnt: Ein Attentäter infiziert sich selbst und sucht Kontakt mit möglichst vielen Menschen, um diese anzustecken. Sollte irgendwo auf der Welt ein Pockenfall auftreten, würden zunächst Menschen geimpft, die mit Erkrankten in Kontakt kommen könnten. Um die Ausbreitung zu verhindern, würden in einem zweiten Schritt alle Bewohner der betroffenen Region geimpft. Erst zum Schluss sind flächendeckende Impfungen vorgesehen.

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