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Politik: Der Eta im Nacken

Spaniens Polizei nimmt einen Chef der baskischen Terroristen fest – und verhindert vier Attentate

Die Polizei setzt der baskischen Terrororganisation Eta zu wie schon lange nicht mehr. Fast täglich werden in Spanien oder im benachbarten Frankreich Eta- Terroristen verhaftet oder Anschlagspläne aufgedeckt. Der jüngste Schlag gegen die gewalttätige Bewegung, die Spanien für diesen Sommer einen neuen Terrorkrieg angedroht hat, ist die Verhaftung des Logistikchefs der Gruppe – die „Nummer drei“ der Eta. Mit ihm wurden zwei weitere Eta-Mitglieder gefasst. Seitdem die Eta Anfang Juni das Ende ihres Waffenstillstandes verkündete, gingen der Polizei mindestens 22 Eta-Terroristen ins Netz.

Dies ist eine gute Nachricht, nicht nur für Spanien, sondern auch für die Millionen ausländischen Touristen, die in diesem Sommer in Spanien Urlaub machen. Denn die Terroristen, die die Abspaltung des nordspanischen Baskenlandes erzwingen wollen und in den vergangenen 40 Jahren mehr als 800 Menschen töteten, greifen im Zuge ihrer Sommer-Gewaltkampagne gerne touristische Ziele an. Damit will die Eta Spaniens wichtigstes Wirtschaftsstandbein, die Urlaubsbranche, schädigen. In der Vergangenheit zündete die Bande öfter Bomben in Hotels, Parkhäusern und Flughäfen, wobei die Bombenleger üblicherweise kurz vor der Explosion die Polizei per anonymem Anruf warnten. Gleichwohl kommt es immer zu Opfern.

Bei der jüngsten Verhaftung nun ging den Fahndern mit dem Eta-Logistikchef ein wirklich dicker Fisch ins Netz: Juan Cruz Maiza Artola (57), der in Südfrankreich überrascht wurde, gilt als eine der Schlüsselfiguren der Eta. Er war seit mehr als zwei Jahren für die Organisation des blutigen Handwerks verantwortlich. Dazu gehören Waffen- und Sprengstoffbeschaffung, falsche Papiere, konspirative Wohnungen, Autos mit gefälschten Nummernschildern. Der 57-Jährige war also eines jener Terrorgehirne, die für die Planung und Vorbereitung von Attentaten verantwortlich sind. Maiza Artola teilte sich die Eta-Führung mit dem Chef des militärischen Apparats und dem politischen Kopf der Terrorbewegung.

Spaniens Polizei ist seit Wochen in höchster Alarmbereitschaft, weil sie damit rechnet, dass die Eta ihre Schlagkraft unter Beweis stellen will. „Wir müssen auf alles vorbereitet sein“, warnt Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba seine Landsleute. Wenigstens vier Attentate an der spanischen Mittelmeer- und Atlantikküste haben die Beamten im Juni und Juli bereits verhindern können. Auf einem Streckenabschnitt der Tour de France in Nordspanien waren vor kurzem zwei kleinere Sprengsätze explodiert.

Auch auf Mallorca, wo die Königsfamilie traditionell ihren Urlaub verbringt, wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Schon mehrmals versuchte die Eta, auf König Juan Carlos einen Anschlag zu verüben.

Ralph Schulze[Madrid]

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