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Politik: Der Fall Joseph: Lichterkette in Sebnitz abgesagt

Die sächsische Stadt Sebnitz hat eine für kommenden Sonntag angekündigte Lichterkette gegen rechtsextremistische Gewalt abgesagt. Die Landesregierung hatte ihr dazu geraten.

Die sächsische Stadt Sebnitz hat eine für kommenden Sonntag angekündigte Lichterkette gegen rechtsextremistische Gewalt abgesagt. Die Landesregierung hatte ihr dazu geraten. Zur Begründung sagte Regierungssprecher Michael Sagurna am Donnerstag in Dresden, es gebe Hinweise, dass radikale Gruppen die Veranstaltung stören wollten. Ob Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) an den Gesprächen mit der Stadt persönlich beteiligt gewesen sei, wisse er nicht. Biedenkopf wollte sich am Donnerstag nicht erneut zu dem Fall äußern. Die Familie von Joseph, dessen Vater aus dem Irak kommt, hatte den Vorwurf erhoben, der Junge sei unter den Augen vieler Sebnitzer im Stadtbad von Rechtsextremisten ertränkt worden.

Der Vorwurf hat sich nach Angaben der Dresdner Staatsanwaltschaft, die den Fall im September auf Veranlassung der Familie wieder aufgerollt hatte, nicht erhärten lassen. Drei in der vergangenen Woche verhaftete junge Leute wurden wieder freigelassen. Sie haben der Staatsanwaltschaft zufolge inzwischen Strafanzeige gegen Josephs Mutter Renate Kantelberg-Abdulla und drei Zeugen wegen falscher Verdächtigung beziehungsweise Anstiftung dazu erstattet.

Am Donnerstag wollte die Ermittlungsbehörde ein drittes medizinisches Gutachten zur Todesursache in Auftrag geben. Das erste Gutachten war von der Staatsanwaltschaft Pirna, das zweite von den Eltern in Auftrag gegeben worden. Die Staatsanwaltschaft Pirna hatte das Verfahren seinerzeit mit der Begründung eingestellt, es habe sich um einen Badeunfall gehandelt.

Ein Sprecher des sächsischen Innenministeriums ergänzte zu den Angaben Sagurnas, es gebe Erkenntnisse, dass radikale Gruppen die Kleinstadt an der Grenze zur Tschechischen Republik beobachteten. Störungen der nun abgesagten Lichterkette hätten von Links- und Rechtsextremisten ausgehen können. Konkrete Drohungen hätten aber nicht vorgelegen. Sebnitz gilt als Hochburg von Rechtsextremisten wie der paramilitärischen Gruppe Skinheads Sächsische Schweiz (SSS).

Der Fall des sechsjährigen Jungen, dessen Mutter in Sebnitz eine Apotheke betreibt, war im In- und Ausland auf beträchtliches Medieninteresse gestoßen. Die Stadtverwaltung kündigte unterdessen Schadenersatzklagen gegen nicht genannte Medien an. Die Stadt habe materiellen und immateriellen Schaden, die Bürger hätten seelischen Schaden erlitten, sagte ein Sprecher. Zur Überwindung der Schäden sei es unbestritten, dass Sebnitz Hilfe brauche. "Die werden wir uns auch holen", sagte der Sprecher. Welche Medien im einzelnen verklagt werden sollen, ließ er offen.

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