zum Hauptinhalt

Politik: Der feine Unterschied

Der britische Außenminister Straw wirbt um Zustimmung zu Bushs Kurs. Von Regimewechsel ist dabei keine Rede

Von Matthias Thibaut, London

Während George W. Bush derzeit seine eigenen Mitbürger von seiner Irak-Politik zu überzeugen sucht, übernimmt sein engster Verbündeter wieder einmal die Rolle des Werbers im Ausland. Der britische Premier Tony Blair hat am Montag seinen Außenminister Jack Straw nach Frankreich und in den Nahen Osten entsandt. Straw reist von Ägypten nach Jordanien, Kuwait und Iran – Länder, die ihm zufolge „gute Gründe haben, Saddam Hussein zu fürchten“. Das Motto seiner Reise: „Diplomatie, unterstützt von militärischem Druck.“ Die Rede des US-Präsidenten begrüßte Straw am Dienstag ausdrücklich. Bush habe deutlich gemacht, dass ein Krieg nicht unausweichlich sei, falls sich Saddam zum Einlenken entschließe.

Wann der Brite bei seiner Mission als Unterhändler amerikanischer Interessen aktiv ist und wann er in eigener Sache auftritt, lässt London im Dunkeln. Diese Frage hat Straw schon am Montag in Paris beim Poker um die neue Irak-Resolution elegant umschifft. Straw beharrte auf dem von den USA geforderten Junktim zwischen Inspektionen und der Drohung mit militärischer Gewalt, betonte aber vor allem die Möglichkeiten einer friedlichen Lösung. So auch in Ägypten, wo er mit Außenminister Ahmad Mahir erörterte, wie man der Region die Gefahren eines Kriegs ersparen kann. Die Antwort: Durch den stärksten militärischen Druck auf Saddam und internationale Geschlossenheit. Eine neue UN-Resolution hält Kairo allerdings für überflüssig. „Es ist vielleicht nicht die beste Lösung, wenn man die Spielregeln mitten im Spiel ändert“, sagte Mahir nach dem Treffen mit Straw.

Großbritannien setzt subtil andere Akzente als die USA: Nicht Regimewechsel, sondern Entwaffnung Saddams; Internationalisierung nicht nur der Phalanx gegen Saddam Hussein, sondern auch des Nahost-Problems. Unerschrocken vor der Skepsis amerikanischer Falken, die sich ihren Handlungsspielraum nicht einengen lassen wollen, drängt London hier auf Tempo. Berichte, Blair habe für seinen Vorschlag einer Nahost-Konferenz bereits einen Rüffel aus Washington erhalten, wies Straw zurück.

Was immer London an politischem Einfluss hat, muss aber durch Bündnistreue erkauft werden. Deshalb werde Tony Blair in den nächsten zwei bis drei Wochen die Entsendung von Truppen an die irakische Grenze befehlen, teilten anonyme Regierungskreise mit. Von einem bis zu 20 000 Mann starken Kontingent mit schweren Panzern ist die Rede. Aber auch hier geht es weniger um Krieg, als darum, Druck zu machen: „Wir hoffen auf eine Implosion im Irak, ein politisches Ergebnis, nicht eine primär militärische Entscheidung“, werden die Regierungsquellen zitiert. Londons TraumSzenario: ein Regimewechsel ohne Krieg.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false