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Politik: Der Führer der Ureinwohner droht mit Gewalt bei Olympia

Ein Vertreter der australischen Ureinwohner hat Gewaltaktionen während der Olympischen Spiele in Sydney nicht ausgeschlossen. Als Grund nannte Charles Perkins, Chef der Aboriginal and Torres Strait Islander Commission (ATSIC), am Montag die wachsende Verärgerung der Ureinwohner darüber, dass die konservative Regierung eine Entschuldigung für die zwangsweise Wegnahme von Aborigines- Kindern in den Jahren zwischen 1920 und 1960 verweigere und die Auswirkungen dieser Aktion nicht anerkenne.

Ein Vertreter der australischen Ureinwohner hat Gewaltaktionen während der Olympischen Spiele in Sydney nicht ausgeschlossen. Als Grund nannte Charles Perkins, Chef der Aboriginal and Torres Strait Islander Commission (ATSIC), am Montag die wachsende Verärgerung der Ureinwohner darüber, dass die konservative Regierung eine Entschuldigung für die zwangsweise Wegnahme von Aborigines- Kindern in den Jahren zwischen 1920 und 1960 verweigere und die Auswirkungen dieser Aktion nicht anerkenne. Die Ureinwohner sprechen von einer "gestohlenen Generation". Die Regierung betrachtete es damals als Erziehungspolitik, die Kinder in Familien von Weißen aufwachsen zu lassen.

Den Ureinwohnern bleibe keine andere Wahl mehr, als den potenziellen Besuchern der Olympischen Spiele 2000 im September zu sagen: "Wenn ihr brennende Autos und brennende Häuser sehen wollt, dann kommt mal rüber", sagte Perkins.

Jüngster Anlass des Streits ist ein Bericht, der unter Federführung des Ministers für Aborigines-Fragen, John Herron, angefertigt wurde. Darin wird bestritten, dass man von einer "gestohlenen Generation" sprechen könne, denn schließlich seien nicht mehr als zehn Prozent der Aborigines-Kinder in dem genannten Zeitraum ihren Eltern weggenommen worden. Man dürfe die Wertvorstellungen aus der Vergangenheit zudem nicht mit den heutigen Maßstäben messen, erklärte Herron.

Senator Aden Ridgeway, einziger Vertreter der schätzungsweise noch 430 000 Ureinwohner von Australien im Parlament, verglich diese Äußerung Herrons mit dem Leugnen des Holocaust und forderte Ministerpräsident John Howard auf, Herron zu rügen.

In einer Parlamentsdebatte verteidigte Howard den von Herron angefertigten Bericht. "Zu keiner Zeit hat die Regierung bestritten, dass bestimmte Praktiken angewendet wurden, die unakzeptabel und geschmacklos waren", sagte Howard. In der australischen Gesellschaft gebe es in dieser Beziehung viel Bedauern und Reue. Die oppositionelle Laborpartei kritisierte die Regierung für ihre Haltung. Die Olympischen Spiele seien jedoch nicht das "richtige Schlachtfeld", um das Problem zu lösen. "Während der Olympischen Spiele tritt die Politik normalerweise für einige Wochen in den Hintergrund", sagte Oppositionsführer Kim Beazley. Die Spiele sollten für alle Australier ein Anlass zur Freude sein und eine Möglichkeit zu zeigen, welch gute Gastgeber sie seien.

Ein Sprecher der Organisatoren sagte, mit gewaltsamen Protesten würden die Aborigines riskieren, in der Bevölkerung Sympathie und Unterstützung zu verlieren.

Die Aborigines, von den Einwanderern lange als Primitive verachtet, machen nur noch 2,3 Prozent der heutigen Einwohner Australiens aus. Es ist die ärmste Gruppe der australischen Gesellschaft.

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