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Politik: Der geordnete Blick zurück

Kommission stellt Empfehlungen für „Aufarbeitung der SED-Diktatur“ vor

Von Matthias Schlegel

Berlin - Mit „Aufklärung und Information“ müsse „entschieden allen Tendenzen der Verklärung der ehemaligen DDR“ entgegengewirkt werden. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass sich Täter zu Opfern stilisierten. Mit diesen Worten hat Kulturstaatssekretär Bernd Neumann (CDU) die „Aufwertung, bessere Profilierung und Stärkung“ von Archiven, Gedenkstätten und Aufarbeitungsinitiativen begründet.

Am Montag stellte die Expertenkommission zur Schaffung eines Geschichtsverbunds „Aufarbeitung der SED-Diktatur“ ihre Empfehlungen der Öffentlichkeit vor. Sie unterteilt sie in drei Themenkomplexe. In deren Mittelpunkt soll jeweils eine Institution von gesamtstaatlicher Bedeutung als „Kristallisationskern“ der Aufarbeitung stehen.

Für das Thema Herrschaft, Gesellschaft, Widerstand soll ein „Forum Aufarbeitung“ den Kern bilden. Es soll in Kooperation der Stiftung Aufarbeitung mit dem Haus der Geschichte und dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig entstehen. In Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen zur DDR-Geschichte und bei räumlicher Zusammenführung mit der Robert-Havemann-Gesellschaft und deren Archiv wie auch mit Trägern der politischen Bildung könne sich dieses Forum zu einer „zentralen Anlaufstelle für Fragen der DDR-Aufarbeitung“ entwickeln. Es soll in der Berliner City angesiedelt werden. In eine künftige „Ausstellung zum Alltag in der durchherrschten Gesellschaft“ könnten Bestände aus dem Haus der Geschichte, dem Deutschen Historischen Museum, dem Kunstarchiv Beeskow und dem „derzeit gänzlich unbefriedigend untergebrachten Dokumentationszentrum Alltagskultur Eisenhüttenstadt einbezogen werden“.

Für den Aufarbeitungsschwerpunkt Überwachung und Verfolgung empfehlen die Experten als institutionellen Kern ein Forschungs- und Dokumentationszentrum „Diktatur und Geheimpolizei“. Darin soll die Stasi-Unterlagenbehörde mit den „bisher durch institutionelle Isolierung und personelle Unterausstattung massiv behinderten“ Gedenkorten Hohenschönhausen und Stasi-Zentrale Normannenstraße zusammengeführt werden. Die Aktenbestände der Stasi-Unterlagenbehörde sollen nach ihrer umfassenden Erschließung und Auswertung in den Bestand des Bundesarchivs übergehen. Vor allem deren Abteilung Bildung und Forschung soll für die Behörde, die später als Stiftung geführt werden soll, den „Paradigmenwechsel von der politischen zur historischen Aufklärung“ vorbereiten. Die Kommission empfiehlt die Bildung eines Netzwerkes regionaler Gedenkstätten mit MfS-Bezug aus den früheren Stasi-Bezirkszentralen oder Haftanstalten „Lindenstraße 54“ in Potsdam, „Runde Ecke“ Leipzig, „Moritzplatz“ Magdeburg, „Amthordurchgang Gera, „Roter Ochse“ Halle und „Bautzner Straße“ Dresden.

Im dritten Aufarbeitungsschwerpunkt Teilung und Grenze schließt sich die Kommission dem vom Berliner Senat vorgelegten Gedenkkonzept an. Darin nimmt die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße eine Schlüsselrolle ein. Für sie schlagen die Experten eine Koordinierungsfunktion im Bereich der Museen und Gedenkstätten an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze vor, etwa mit den Gedenkstätten Deutsche Teilung Marienborn und Mödlareuth.

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