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Politik: „Der globale Markt braucht Ordnung“

RAUS BERLINER REDE Bundespräsident Johannes Rau hat seine „Berliner Rede“ unter den Titel „Chance, nicht Schicksal – die Globalisierung politisch gestalten“ gestellt. Wir dokumentieren sie in Auszügen.

RAUS BERLINER REDE

Bundespräsident Johannes Rau hat seine „Berliner Rede“ unter den Titel „Chance, nicht Schicksal – die Globalisierung politisch gestalten“ gestellt. Wir dokumentieren sie in Auszügen.

„Die Globalisierung ist kein Naturereignis. Sie ist von Menschen gewollt und gemacht. Darum können Menschen sie auch verändern, gestalten und in gute Bahnen lenken. (...) Wir können und wir müssen fragen: Wer sind – bisher – die Gewinner, wer sind – bisher – die Verlierer der Globalisierung? (...)

Dem Markt einen Rahmen zu geben und den Wettbewerb fair zu organisieren, das zählt zu den großen Kulturleistungen der Menschheit. Kein Mensch ist deshalb schon frei, weil er am Markt teilnehmen kann. Jeder Mensch aber verliert ein Stück seiner Freiheit, wenn er vom Markt ausgeschlossen ist.(...) Wenn der Markt jetzt global wird, dann brauchen wir Ordnungen, die weltweit die Freiheit der Menschen sichern. (...)

In den USA verdiente 1970 ein Manager im Durchschnitt sechsundzwanzig mal so viel wie ein Industriearbeiter. 1999 war es vierhundertfünfundsiebzig mal so viel. Wir sollten in Deutschland einen anderen Weg gehen. (...) Wo sich das Gefühl ausbreitet, dass es nicht gerecht zugeht, da reagieren die Menschen mit Rückzug oder Protest, mit Verweigerung oder gar mit Gewalt.(...) Wir brauchen in Deutschland eine Diskussion darüber, wie viel soziale Ungleichheit wir hinnehmen können im eigenen Land und weltweit. (...)

Von den Entwicklungsländern können wir nur dann erwarten, dass sie weltweit hohe soziale und ökologische Standards für die Produktion akzeptieren, wenn wir selber bereit sind, unsere Märkte zu öffnen. (...) Über zwei Billionen Euro, über zweitausend Milliarden, wechseln täglich aus spekulativen Gründen immer wieder den Ort. Das kann ganze Länder sozial und politisch destabilisieren, ja das kann sie in den wirtschaftlichen Ruin treiben. Inzwischen gibt es eine ganz große Koalition, der nicht nur bekannte Globalisierungskritiker, sondern auch Politiker aus allen Lagern und Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften angehören, die sich in einem einig sind: Wir müssen etwas gegen die Spekulation tun und wir können auch etwas tun. (...)

Für viele Menschen bedeutet Globalisierung aber, dass ihre Traditionen und ihre Weltsicht verdrängt und überlagert werden. (...) Diese Menschen fühlen sich in ihrer Würde verletzt. Sie fühlen sich als Verlierer und viele sind es tatsächlich. Wer sich heimatlos und entwurzelt fühlt, der wird leicht zum Opfer fundamentalistischer oder populistischer Parolen. (...)“ Tsp

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