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Politik: Der gute Böse

In Jemen ist der in Frankfurt Verhaftete als Wohltäter bekannt

Die Festnahme zweier Jemeniten in Frankfurt am Main, die der Al-Qaida-Mitgliedschaft beschuldigt werden, hat in Sanaa Verwunderung und Protest ausgelöst. Sowohl die USA wie auch der Jemen bemühen sich um eine Auslieferung der beiden Männer, die auf Wunsch der USA vorerst in deutschem Gewahrsam bleiben.

Scheich Mohammed Ali Hassan Mojad, der in deutschen Zeitungsberichten als Imam der Hauptmoschee in Sanaa bezeichnet wurde, ist nach Angaben jemenitischer Informanten Leiter des gemeinnützigen islamischen Al-Ihsan-Zentrums in einem südlichen Stadtteil Sanaas mit angeschlossener Moschee. Der etwa 60-jährige Mojad ist außerdem Mitglied des Zentralkomitees der islamistischen Islah-Partei, die nach der Wiedervereinigung Jemens zusammen mit der Kongress-Partei von Staatspräsident Ali Abdallah Saleh regiert hat und heute in der Opposition ist. Außerdem hat Moujad zweimal vergeblich versucht, sich in das jemenitische Parlament wählen zu lassen.

Der jemenitische Journalist Hamoud Mounasser, der das Al-Ihsan-Zentrum besuchte, sagte dem Tagesspiegel, dort würden 850 Familien täglich mit Lebensmitteln versorgt. Angeschlossen sei außerdem eine Klinik, wo Bedürftige medizinisch behandelt würden. Das Geld für die karitative Einrichtung stammt nach Angaben anderer Verantwortlicher aus Spenden. Der Journalist zeigte sich jedoch erstaunt darüber, dass eine so große soziale Einrichtung ausschließlich aus Spendengeldern finanziert werden könne. Der für Außenpolitik Verantwortliche der Islah-Partei, Mohammed Qahtan, erklärte dem Tagesspiegel, Mojad leite seit 1979 das gemeinnützige Zentrum und sei als Wohltäter bekannt. Er schloss jegliche Verbindung zu Al Qaida aus, die Festnahme könne er sich nur durch Fehlinformationen erklären. Qahtan betont, dass der Scheich in seiner letzten Freitagspredigt vor seiner Reise die Morde an Sozialistenführer Jarallah Omar und den drei amerikanischen Ärzten verurteilt habe. Er habe ausdrücklich gesagt, solche Gewaltakte seien mit dem Islam nicht zu vereinbaren. Mojad habe sich zur medizinischen Behandlung in Deutschland aufgehalten.

Die Angaben über den zweiten Festgenommenen, Mohammed Moshen Yahya Zayed, sind widersprüchlich. Während ein nicht namentlich genannter Islamist ihn lediglich als Reisebegleiter Mojads bezeichnete, erklärte der Journalist Mounasser, der Mann sei Prediger in der Großen Moschee in der Altstadt von Sanaa.

Die Festnahmen sind ein herber Rückschlag für Präsident Saleh, der mit den USA bei der Terrorismusbekämpfung zusammenarbeiten will. Dazu hat er den USA weit reichende Freiheiten in Jemen eingeräumt und die gezielte Tötung des gesuchten Islamisten Harithi und fünf weiterer Männer durch eine unbemannte US-Drohne zugelassen.

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