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Politik: Der Horror ist Alltag

Russland: Dienstältere erniedrigen die Jüngeren

Moskau Nach Erkenntnissen von Menschenrechtlern sterben in der russischen Armee zu Friedenszeiten noch immer bis zu 5000 Soldaten jährlich. Durch Unfälle, Selbstmorde und durch Misshandlungen. Djedowschtschina heißt das Phänomen im Volksmund. Die Djedy – das sind die älteren Jahrgänge, die Entlassungskandidaten, welche die frisch gezogenen Rekruten psychisch und physisch drangsalieren. Die Jüngeren müssen ihnen zu Diensten sein, zuweilen auch sexuell, ihre Fleischrationen mit ihnen teilen und Geld, Zigaretten und andere Geschenke, die sie von zu Hause bekommen, bei ihnen abliefern. Wer sich widersetzt, bekommt Prügel oder wird gefoltert und erniedrigt.

Unteroffiziere und Offiziere niederer Ränge sehen dem Treiben tatenlos zu und beteiligen sich oft sogar daran. Viele desertieren in ihrer Verzweiflung, andere erschießen ihre Peiniger. Regelmäßig berichten hiesige Medien über einschlägige Vorfälle. Mitunter wird den Schuldigen der Prozess gemacht, meist werden jedoch sehr niedrige Strafen verhängt oder das Verfahren verläuft im Sande. Die meisten Fälle von Misshandlung und Erpressung kommen gar nicht erst zur Anzeige, weil die Betroffenen Sanktionen fürchten. Gegen Rekrutenmisshandlung kämpfen vor allem die Komitees der Soldatenmütter, die während der Perestroika gegründet und mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden. win

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