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Politik: Der Krieg bringt Simitis in Bedrängnis

ATHEN .In Griechenland wird der Protest gegen die Luftangriffe der NATO auf Jugoslawien immer lauter.

ATHEN .In Griechenland wird der Protest gegen die Luftangriffe der NATO auf Jugoslawien immer lauter.Die Athener Regierung gerät in einen Konflikt zwischen Bündnistreue und öffentlicher Meinung.

Mehrere tausend Demonstranten zogen am Sonntag abend vom Athener Syntagmaplatz zur US-Botschaft, die seit Tagen Ziel von Protestmärschen ist.Dabei wurden die am Weg des Demonstrationszuges gelegenen Botschaftsgebäude Italiens, Frankreichs und Großbritanniens zeitweilig belagert.Militante Demonstranten brachen die Türen der italienischen Botschaft auf und beschmierten die Wände mit Parolen gegen die NATO.Vor der Residenz des britischen Botschafters, die bereits vor einigen Tagen von Demonstranten gestürmt und verwüstet worden war, gingen mehrere Brandsätze hoch.An der Vertretung der EU wurden Fensterscheiben eingeworfen.Auf der Insel Kreta versuchten am Sonntag mehrere hundert mit Stangen, Brandsätzen und Steinen bewaffnete Demonstranten, auf das Gelände des US-Marinestützpunktes Souda Bay vorzudringen.Sie wurden von starken Polizeieinheiten zurückgetrieben.Im nordgriechischen Thessaloniki waren am Freitag abend nahezu 100 000 Menschen zu einem Solidaritäts- Rockkonzert erschienen, an dem auch serbische Musiker teilnahmen.

Der griechische Premier Kostas Simitis gerät in eine zunehmend schwierige Lage: Einerseits will er den NATO-Partnern Bündnistreue demonstrieren, andererseits muß er, zumal im Vorfeld der für ihn wichtigen Europawahlen, auf die öffentliche Meinung Rücksicht nehmen.Simitis forderte deshalb bereits mehrfach, die Diplomatie müsse "wieder in den Mittelpunkt rücken".Am Montag traf der stellvertretende US-Außenminister Strobe Talbott in Athen mit Außenminister Jorgos Papandreou und Verteidigungsminister Akis Tschochatzopoulos zusammen.Bei den Gesprächen dürfte es dem US-Besucher darum gegangen sein, Athen stärker in die NATO-Strategie einzubinden.Nach Informationen aus diplomatischen Kreisen soll Talbott Unverständnis über die pro-serbischen Kundgebungen in Griechenland geäußert haben.

GERD HÖHLER

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