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Die nigerianische Armee versucht ihr Image zu verbessern, zum Beispiel mit diesem Plakat auf einem Bus n der südnigerianischen Megastadt Lagos. "Wir werden Boko Haram besiegen", steht da. Bisher sieht es allerdings nicht danach aus.

© Ahmed Jallanzo/dpa

Der Krieg im Nordosten Nigerias: Islamisten in Nigeria greifen weiter an

Boko Haram ruft zum Boykott der Wahlen auf. Nach einem Angriff auf Gombe, die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, am Samstag schickten die Dschihadisten am Sonntag einen Selbstmordattentäterin nach Damaturu im Bundesstaat Yobe.

Eigentlich hätten die Nigerianer am Samstag einen neuen Präsidenten wählen sollen. Aber eine Woche zuvor hatte die Wahlkommission die Abstimmung um sechs Wochen verschoben, weil Armee und Polizei mit Blick auf die Sicherheitslage im Nordosten des Landes darum gebeten hatten. Die Islamistenmiliz Boko Haram hat am Wochenende erneut bewiesen, dass sie alles tun wird, um die Wahl im Nordosten zu verhindern.
Bei einem Selbstmordanschlag im Nordosten Nigerias hat eine Attentäterin am Sonntag mindestens sieben Menschen getötet und 30 weitere Menschen verletzt. Die Frau sprengte sich nach Polizeiangaben am Busbahnhof in Damaturu, der Hauptstadt des Bundesstaates Yobe, in die Luft. Seit dem Sommer 2014 hat Boko Haram immer wieder junge Frauen oder Mädchen als Selbstmordattentäterinnen missbraucht. In einem Fall ist ein Mädchen verhaftet worden, bevor ihr Sprengstoffgürtel gezündet wurde. Sie berichtete später davon, dass ihre Eltern sie an de Miliz verkauft hätten und dass sie gegen ihren Willen zur Attentäterin gemacht werden sollte. Das berichtete die politische Analystin Elisabeth Pearson vor kurzem bei einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.

Ausgangssperre in Gombe nach Boko-Haram-Angriff

Schon am Samstag seien hunderte Boko-Haram-Kämpfer auf Geländewagen und Motorrädern bis ins Zentrum der Regionalhauptstadt Gombe im gleichnamigen Bundesstaat vorgedrungen, bevor sie sich zurückzogen, berichteten Einwohner der Nachrichtenagentur AFP. Auf Flugblättern rief Boko Haram zum Boykott der Präsidentschafts- und Parlamentswahl auf. Bei dem Angriff leistete die Armee nach Einwohnerangaben zunächst keinen Widerstand. Ein Kampfflugzeug sei zwar über Gombe gekreist, habe aber nicht eingegriffen, berichtete ein Augenzeuge. Nach seinen Angaben wurden die Einwohner vor dem Angriff gewarnt, so dass sich viele rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.
Nach dem Einmarsch der Dschihadisten rief der Gouverneur von Gombe, Ibrahim Dankwambo, eine Ausgangssperre für den gesamten Bundesstaat aus. Die Bewohner wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben, „um die Sicherheitskräfte nicht an ihrer Arbeit zu hindern, wieder für Recht und Ordnung in der Stadt zu sorgen“.

Nach Angaben eines Einwohners verließen die Boko-Haram-Kämpfer Gombe am frühen Nachmittag. Ein anderer Bewohner sagte, Soldaten patrouillierten auf den Straßen und schössen in die Luft. „Die Kugeln fliegen in alle Richtungen. Die Soldaten schießen wahllos herum.“ Gombe war noch nie direkt Angriffsziel. Allerdings gab es schon zuvor Selbstmordattentate in der Stadt.

Präsident Jonathan fordert US-Militärhilfe

Unterdessen rief Präsident Goodluck Jonathan die USA auf, militärisch zu intervenieren. „Kämpfen sie nicht gegen den Islamischen Staat in Syrien und im Irak? Warum können sie nicht auch nach Nigeria kommen?“, fragte Jonathan im „Wall Street Journal“. „Sie sind unsere Freunde. Wenn Nigeria ein Problem hat, erwarte ich, dass die USA kommen und uns helfen.“ Das US-Verteidigungsministerium lehnte eine militärische Intervention ab. Es gebe keine Pläne, US-Truppen nach Nigeria zu schicken, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Die USA unterstützten jedoch den Aufbau einer multilateralen Truppe gegen Boko Haram.

Die Dschihadisten greifen auch die Nachbarländer an

Nigeria, Kamerun, Niger und der Tschad bauen eine regionale Eingreiftruppe auf. Boko Haram hat wiederholt in den drei angrenzenden Ländern Dörfer angegriffen. Nigeria hat sich bis vor Kurzem stets gegen die Eingreiftruppe gestellt, weil es den Nachbarn misstraut.

Die nigerianische Armee kündigte derweil in der Internetzeitung „Premium Times“ eine Großoffensive gegen Boko Haram an. Als erstes solle eine Stadt nahe Baga zurückerobert werden. Die Stadt am Tschadsee war im Januar von Boko Haram erobert worden. Satellitenbilder der Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch zeigen, dass kaum noch ein Haus steht. Bis zu 2000 Menschen sollen bei der Eroberung der Stadt getötet worden sein. Und noch immer hält die Miliz Frauen und Mädchen als Geiseln. (mit AFP)

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