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Politik: Der Macher von der grünen Insel

Die Grünen gaben den Ausschlag: Beim Kopf-an-Kopf-Rennen um den Präsidentenstuhl im Europäischen Parlament hatte am Ende, nach drei Wahlgängen, der irische Liberale Pat Cox die Nase vorn. Offenbar war es einer Mehrheit der europäischen Grünen weit sympathischer, einem Mann aus einem kleinen Land und einer kleinen Partei die Stimme zu geben als dem britischen Sozialisten David Martin.

Die Grünen gaben den Ausschlag: Beim Kopf-an-Kopf-Rennen um den Präsidentenstuhl im Europäischen Parlament hatte am Ende, nach drei Wahlgängen, der irische Liberale Pat Cox die Nase vorn. Offenbar war es einer Mehrheit der europäischen Grünen weit sympathischer, einem Mann aus einem kleinen Land und einer kleinen Partei die Stimme zu geben als dem britischen Sozialisten David Martin.

Von den insgesamt fünf Kandidaten waren am Dienstagnachmittag beim dritten Wahlgang des Straßburger Parlaments nur noch Cox, der Labour-Mann Martin und der dänische Europa-Gegner Jens-Peter Bonde übriggeblieben. Die Zählkandidaten der Grünen und der postkommunistischen Linken hatten schon vorher das Handtuch geworfen. Die Christdemokraten hatten Wort gehalten und verabredungsgemäß schon im ersten Wahlgang keinen eigenen Kandidaten aufgestellt. Denn schon zu Beginn der Legislaturperiode, im Sommer 1999, hatte die konservative Europäische Volkspartei mit einer Tradition gebrochen: Die neu gewählten Europaabgeordneten machten mit der Großen Koalition der Sozialisten und Christdemokraten ein Ende, die einst notwendig war, um dem EU-Parlament Einfluss zu verschaffen. Denn nur eine klare absolute Mehrheit in Straßburg war in der Lage, sich gegen die EU-Regierungen durchzusetzen.

Doch in der neuen Legislaturperiode setzten die gestärkten Christdemokraten von Anfang an auf eine stärkere Politisierung und auf die kleine Koalition mit den Liberalen, die zwar nur über 52 Abgeordnete verfügen, aber unter ihrem Fraktionsvorsitzenden Pat Cox in den vergangenen zweieinhalb Jahren äußerst rege und einflussreich waren. Pat Cox wird nun Nachfolger der freundlichen und beliebten, politisch aber eher blassen konservativen Französin Nicole Fontaine, die ihre Rolle weniger in der harten Tagespolitik als in der zermoniellen Repräsentation des Europaparlaments sah.

In der Ära des Parlamentspräsidenten Pat Cox wird sich das ändern. Im Europaparlament wird künftig nicht nur häufiger Englisch gesprochen. Zweifellos wird sich in Straßburg auch der anglosächsische Pragmatismus - in seiner irisch gelockerten Form - durchsetzen. Cox ist ein Vollblutpolitiker, dem die Politik, das intellektuelle Spiel, das Bündnisschmieden und Taktieren, das Überzeugen und das Reden sichtlich Spass machen.

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