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Politik: Der Mensch und die Kreatur

Es ist genau ein Jahr her. Überall in Großbritannien brannten Scheiterhaufen mit Schafen, Schweinen und Rindern, die wegen der Maul- und Klauenseuche getötet worden waren.

Es ist genau ein Jahr her. Überall in Großbritannien brannten Scheiterhaufen mit Schafen, Schweinen und Rindern, die wegen der Maul- und Klauenseuche getötet worden waren. Für kurze Zeit fragte sich fast jeder: Wie gehen wir nur mit unseren Tieren um? Diese Frage hat Karl Ludwig Schweisfurth schon vor Jahren dazu gebracht, sein Wurstimperium Herta an einen schweizer Lebensmittelkonzern zu verkaufen, und stattdessen Biobauer zu werden. Ihm ist deshalb auch der von Manuel Schneider herausgegebene Band über das Verhältnis zwischen Tier und Mensch gewidmet.

Es kommen Tierärztinnen wie Anita Idel zu Wort, die sich seit Jahren für bessere Lebensbedingungen für Nutztiere in der Landwirtschaft einsetzt. Oder die Freiburger Philosophin Ute Guzzoni, die über "Tier-Blicke" und die "Begegnungen des Menschen mit sich und dem Anderen" schreibt. Die Mehrzahl der Autoren setzt sich mit ethischen Fragen im Mensch-Tier-Verhältnis auseinander. Aber auch die Stellung des Tierschutzes im Rechtsstaat ist Johannes Caspar eine Betrachtung wert. Siegfried Gnichwitz beschreibt sogar das Tier in der bildenden Kunst. Die 16 Autorinnen und Autoren reagieren auf das Erschrecken, das die Gesellschaft vor einem Jahr in der großen Agrarkrise erfasst hatte. Sie bieten gut lesbare Überlegungen zu einem komplizierten Verhältnis an. Immer geht es dabei um Humanität und darum, in wie weit der Mensch seine Macht gegenüber der Kreatur ausleben darf.

Besonders interessant wird es, wenn es darum geht, rechtliche Kriterien für dieses Machtverhältnis zu finden. Taugt der Begriff der Leidensfähigkeit als Maßstab, fragt sich Jens Badura. Der Autor beschreibt die Veränderungen der moralischen Argumentation in den Debatten zur Tierschutzethik. Anstatt den Unterschied zwischen Mensch und Tier zur Richtschnur des Verhaltens zu machen, haben die Tierschützer die Gemeinsamkeiten herausgestellt. Schmerz oder Angst lassen sich bei Tieren beobachten und laden zu Analogieschlüssen ein: Was für Menschen gilt, soll auch für Tiere gelten. Sie sollen nicht leiden müssen. Zumindest so weit herrscht Einigkeit.

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