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Politik: Der nächste Test wartet schon

London - Tony Blair „muss die Schuld an seinen Fehlern auf sich nehmen und sich beim britischen Volk für den Irakkrieg entschuldigen“. Das forderte der Chef der britischen Liberaldemokraten, Charles Kennedy, der einzige Parteichef im Unterhaus, der konsequent gegen Blairs Irakkurs und den Krieg argumentierte.

London - Tony Blair „muss die Schuld an seinen Fehlern auf sich nehmen und sich beim britischen Volk für den Irakkrieg entschuldigen“. Das forderte der Chef der britischen Liberaldemokraten, Charles Kennedy, der einzige Parteichef im Unterhaus, der konsequent gegen Blairs Irakkurs und den Krieg argumentierte. Mindestens so wichtig wie die Aufforderung selbst war, wo Kennedy das sagte: bei einer Wahlveranstaltung in der „islamischen Akademie“ in Leicester.

Hier und in Birmingham finden am Donnerstag die wichtigsten Unterhausnachwahlen in Labours Regierungszeit statt. Die Nachwahlen gelten als der eigentliche Test für Blair nach der Butler- Untersuchung. Kann er aus dem Schatten des Irakkriegs noch einmal heraustreten und das „Band des Vertrauens“ zum britischen Volk wieder knüpfen? Wenn er zur „Belastung an den Wahlurnen“ werde, sagte Blair vor einiger Zeit, werde er gehen. Schatzkanzler Gordon Brown steht für diesen Fall bekanntlich bereit.

Der Wahlkreis Leicester South hat einen Muslimanteil von 19 Prozent der Wahlberechtigten, in Birmingham Hodge Hill sind 25 Prozent der Bewohner asiatischer Abstammung, die meisten von ihnen sind Muslime. Und viele dieser Muslime haben es, wie Sulfi Bukhari es formuliert, „satt, dass Labour uns für garantiert nimmt“, sie also für zuverlässige Labour-Parteigänger hält.

Bukhari gehört zum „Muslim Public Affairs Committee“, das in Leicester und Birmingham gegen Labour agiert. In Birmingham empfiehlt das MPAC konservativ zu wählen, in Leicester plädiert es für den Liberaldemokraten – jeweils den Kandidaten mit der besten Chance, Labour zu schlagen.

Eine ähnliche Taktik wandte das MPAC letztes Jahr bei der Nachwahl im Londoner Wahlkreis Brent East an. 28 Prozent der Wähler, auch hier viele Muslime, wechselten damals von Labour zu den Liberaldemokraten. Die Niederlage war ein solcher Schock, dass Labour umgehend seinen Generalsekretär feuerte.

Wer wird gefeuert, wenn es jetzt in Leicester und Birmingham für Labour schief geht? Kann Labour beide Wahlkreise verteidigen, wäre das für Blair auch ein Signal: Dass er die Belastungen und die Kritik im Zusammenhang mit dem Irakkrieg abschütteln kann, wenn er sich auf die Innenpolitik konzentriert – und einen alten Grundsatz beherzigt: „Don’t mention the war.“

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