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Stephen Miller im Trump Tower in New York.

© AFP

Trumps Redenschreiber: Der Sound des Herrn

Stephen Miller hat die Rede zur Amtseinführung für Donald Trump entworfen. Er kann nicht nur denken wie der 45. Präsident. Er spricht selbst so wie der. Ein Porträt.

Da haben sich zwei gefunden. Redenschreiber müssen sich nicht nur in die Denke des Chefs hineinfühlen und klug formulieren können. Sie müssen dessen Sound verinnerlichen.

Wenn Trump abliest, sind es Millers Worte

Eine ausgefeilte programmatische Rede gewinnt ihre Wirkungskraft daraus, dass Zuhörer sie als authentisch der Person zuschreiben, die sie hält. Ein 26-Jähriger, Jon Favreau, brachte den Obama-Sound in Redemanuskripte. Der 31-jährige Stephen Miller erfüllt die Aufgabe für Donald Trump. Wann immer Trump im Wahlkampf eine vorformulierte Rede vom Teleprompter ablas, statt spontan zu sagen, was ihm das Bauchgefühl eingab, hatte Miller die Worte aufgeschrieben.

Zum Beispiel die Parteitagsrede im Juli 2016. Bei der Republican Convention in Cleveland schilderte Trump Amerikas Lage und die politische Klasse in so düsteren Tönen, dass es nur eine Rettung gebe: ihn, den politischen Außenseiter.

Inszenierung mit Schreibblock

Kurz vor Weihnachten gab Trump bekannt, dass Miller auch die Rede für die Amtseinführung entwerfen werde. Das Ziel sei, Trump als „Peoples President“ vorzustellen: einen, der die kleinen Leute vertritt.

Redenschreiben ist eine dienende Rolle hinter den Kulissen. Öffentlich nehmen Politiker das Lob für große Reden für sich in Anspruch. So ist auch weniger überraschend, dass Trumps Umgebung ein Bild verbreitet, das ihn angeblich beim Verfassen seiner „Inauguration Speech“ zeigt. Sondern, dass die Inszenierung mit großem Schreibblock so gestellt wirkt.

Er begann als Redner im Vorprogramm

Gemessen an Trumps Ego durfte Miller im Wahlkampf erstaunlich oft ins Rampenlicht. Der hagere Mann mit der allmählich voranschreitenden Glatze und einer Vorliebe für schmale Krawatten stand zunächst als Vorredner selbst am Mikrofon, um das Publikum in Stimmung zu versetzen, ehe Trump auftrat. So fanden sie zusammen. Miller gilt als Schnelldenker und Schnellschreiber, der ständig neue Ideen habe und, wie ein Kollege schwärmt, problemlos „drei Reden am Tag raushaut“. Bevor er zu Trump stieß, hatte er für den konservativen Südstaaten-Senator Jeff Sessions gearbeitet, der Trumps Kandidatur als erstes Kongressmitglied unterstützte und nun Justizminister werden soll.

Miller stammt aus einer liberalen jüdischen Familie in Santa Monica, Kalifornien. Die Eltern sind Demokraten. Er wechselte ins konservative Lager, nachdem er als Jugendlicher das Buch des Vorsitzenden der Waffenlobby „National Rifle Association“ (NRA), Wayne LaPierre, „Guns, Crime and Freedom“ gelesen hatte.

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