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Politik: Der unbekannte Gast

Das Video, in dem sich Osama bin Laden als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September zu erkennen gibt, wurde von zahlreichen Experten als authentisch akzeptiert.

Das Video, in dem sich Osama bin Laden als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September zu erkennen gibt, wurde von zahlreichen Experten als authentisch akzeptiert. Auf der anderen Seite gibt es, besonders in der islamischen Welt, Skeptiker, die die Aufnahmen des Gesprächs mit dem Terroristenchef als Fälschung bezeichnen. Zweifel an der Echtheit des Bandes gibt es beispielsweise in Pakistan und in Indonesien. Zudem gibt es viele Theorien darüber, wie das vom US-Verteidigungsministerium an die Öffentlichkeit gebrachte Video den Amerikanern in die Hände fiel und unter welchen Umständen die Aufnahmen zustande gekommen sind. Saudi-arabische und pakistanische Geheimdienste bestätigen, dass das Video in einem von der Al Qaida benutzten Haus im afghanischen Jalalabad gefunden wurde.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Dokumentation: Auszüge aus dem Bin-Laden-Video Fotos: Krieg in Afghanistan, Osama Bin Laden Truppen des Paschtunen-Kommandeurs Hazrat Ali sollen das Band in Jalalabad entdeckt und es später dem US-Geheimdienst CIA übergeben haben. Die Amerikaner schweigen offiziell immer noch über die Quelle, aus der sie das Video erhielten. Zur Begründung heißt es, man wolle die Informanten schützen. Grundsätzlich erlaubte bin Laden Filmaufnahmen nicht. Ein Gesprächspartner des Terroristenchefs machte in diesem Fall die Aufnahmen.

Einer der Gesprächspartner bin Ladens war von den USA als Scheich Suleiman aus Saudi-Arabien identifiziert worden. Nun ist auch die Identität eines weiteren Teilnehmers des entscheidenden Treffens bekannt: Zunächst hatten diverse Medien den zweiten Gesprächspartner fälschlicherweise als Ali Saheed al-Ghamdi, ein ehemaliger Theologieprofessor aus Mekka, identifiziert. Al-Ghamdi, der am Unterkörper gelähmt ist, wurde 1994 von der saudi-arabischen Regierung wegen seiner anti-westlichen Tiraden von öffentlichen Auftritten verbannt. Er soll auch bei der Finanzierung der Al Qaida aktiv gewesen sein. Am Wochenende bestätigte der saudi-arabische Geheimdienst jedoch, dass bin Ladens Gast nicht al-Ghamdi, sondern Khaled al-Harbi gewesen sei. Auch ein saudiarabischer Regierungsbeamter bestätigte nach Angaben der "New York Times", es handele sich bei dem auf dem Video zu sehenden Gast des Extremisten bin Laden um Harbi. Dieser soll Saudi-Arabien zehn Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September verlassen haben. In Saudi-Arabien wisse man nichts über seinen jetzigen Aufenthaltsort, so der Regierungsbeamte. Harbi soll in Afghanistan, Bosnien und Tschetschenien gekämpft haben. In einem dieser Einsätze soll der Saudi beide Beine verloren haben. Er wurde als "frustriert" und als anfällig für "Angebote besonderer Art" beschrieben.

Mit der Person al-Harbis ist nun eine weitere Theorie zur Entstehung des Videos verbunden. Die Saudis behaupten, dass al-Harbi die belastenden Aufnahmen im Dienste des pakistanischen oder ägyptischen Geheimdienstes in Zusammenarbeit mit der CIA gemacht haben soll. Das würde auch die Machart des Videos erklären, in dem bin Laden subtil nach allen Details der Terroranschläge vom 11. September gefragt wurde. In US-Regierungskreisen hieß es hingegen, dass es "keine Beweise" dafür gebe, dass das Video im Auftrag eines Geheimdienstes gedreht worden sei. Ein Mitarbeiter des Pentagons gibt jedoch zu, dass das Band unter "merkwürdigen Umständen" zustande gekommen sei, und dass al-Ghamdi beziehungsweise al-Harbi "scheinbar" davon gewusst habe.

Ashwin Raman

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