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Politik: Der Widerstand der Siedler bröckelt

Bislang wurde Scharons Plan für den Rückzug aus dem Gazastreifen abgelehnt – jetzt wird verhandelt

Bewohner des großen israelischen Siedlungsblocks Gusch Katif im Gazastreifen haben sich zum ersten Mal grundsätzlich zum Umzug in eine neue Ortschaft in der Nähe der Küstenstadt Aschkelon bereit erklärt. Nach israelischen Medienberichten vom Dienstag veröffentlichte der Siedlerrat eine entsprechende Mitteilung. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon sagte indes zwölf Siedlern bei einem Treffen am Dienstagabend zu, er wolle alles für einen gemeinsamen Umzug unternehmen.

„Wir verstehen, dass es keine Wahl gibt. Wir sind ein Volk, wir wollen ein Volk bleiben, und deshalb haben wir uns mit dem Ministerpräsidenten getroffen“, sagte der Sprecher der Siedlung Gan Or, Eliezer Jaakov. Bisher hatten die meisten Siedler Scharons Rückzugsplan aus dem Gazastreifen kategorisch abgelehnt.

Am Dienstag unterschrieb die erste Siedlerfamilie einen Vertrag, der sie für die geplante Räumung ihres Hauses entschädigen soll. Hunderte weitere Familien verhandeln bereits mit der Räumungsbehörde. Damit ist die Verweigerungsfront der Siedler durchbrochen.

Auch wenn es nun also Anzeichen gibt, dass viele Siedler zu einer Zusammenarbeit mit der israelischen Regierung bereit sind, ist der Widerstand bei einigen Vertretungen der Siedler nach wie vor vehement. So weilt der Regionalrats-Chef von „Gaza-Strand“ derzeit in den USA, um Spenden für den Widerstand gegen den Abzug zu sammeln.

Scharon und die Siedler diskutierten bei dem Treffen am Dienstag einen neuen Plan, der die Verlagerung aller Siedlungen von Gusch Katif in die Gegend der Dünen von Nizanim vorsieht. „Gaza-Strand“ erklärte vor dem Treffen, dass, „falls Scharons schlechter Plan tatsächlich umgesetzt wird, alle Einwohner von Gusch Katif zusammen in die Nizanim-Gegend umsiedeln müssen“. Die Erklärung nannte die Zeitung „Jediot Achronot“ eine „dramatische Wende“ in der Haltung der Siedler. Scharon kündigte an, den Plan zu prüfen und die Gegend von Nizanim zu besuchen.

Einige seiner engsten Mitarbeiter haben das Konzept ausgearbeitet. Sowohl in der Regierung als auch in der Planungsbehörde gibt es aber Widerstand. Aus dem von Jitzchak Herzog (Arbeitspartei) geleiteten Bauministerium hieß es, der Plan sei nur eine von mehreren Alternativen für die Umsiedlung. Die Nizanim-Dünen sind zum großen Teil Naturschutzgebiet, das sich auf rund 3000 Hektar zwischen den beiden nördlich des Gazastreifens gelegenen Städten Aschkelon und Aschdod erstreckt. Die Umsiedlung beträfe rund 1000 Hektar davon. Unter anderen Umweltminister Schalom Simhon (Arbeitspartei) wehrt sich gegen das Vorhaben. Er argumentiert, vor allem für Landwirte gebe es in den Dünen keine Agrarflächen, so dass sie Dutzende Kilometer zu ihren künftigen Feldern am Rande der Negevwüste fahren müssten. Der Umsiedlungsplan sieht vor, dass das bestehende Dorf Nizanim um rund 1000 Wohneinheiten erweitert wird und um das Dorf sieben bis zehn neue Kleindörfer für weitere 600 Familien erstellt werden.

Der Abzug könnte auch von anderer Seite torpediert werden. Nach einem nicht widerrufenen Widerstandsplan der Siedler sollen sich bis zum Räumungsbeginn Ende Juli unter anderen zehntausende Siedler aus dem Westjordanland in Gusch Katif niederlassen. Nach Ansicht von Verteidigungsminister Schaul Mofas könnte der Widerstand von rund 150000 Siedlern die Räumung verhindern. Armee und Polizei diskutieren deshalb darüber, Gusch Katif vor dem am 23. April beginnenden Pessachfest abzuriegeln, um so den massenhaften Zuzug von Sympathisanten zu verhindern.

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