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Politik: Der Zweifel bleibt

Auf dem Südasien-Gipfel trafen Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf und Indiens Ministerpräsident Atal Bahari Vajpayee kurz zusammen - doch über die Art der Begegnung berichteten sie später Widersprüchliches. Vajpayee sagte: "Das Treffen war nur ein Austausch von Höflichkeiten, weiter nichts.

Auf dem Südasien-Gipfel trafen Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf und Indiens Ministerpräsident Atal Bahari Vajpayee kurz zusammen - doch über die Art der Begegnung berichteten sie später Widersprüchliches. Vajpayee sagte: "Das Treffen war nur ein Austausch von Höflichkeiten, weiter nichts. Eine Fortsetzung des Handschlags des ersten Tages." Musharraf hingegen sagte: "Wir haben uns in den drei Tagen mehrmals getroffen. Es wurde informell über Kaschmir gesprochen."

Der indische Außenminister Jaswant Singh legte am Rande des Gipfels seinem pakistanischen Amtskollegen Abdul Sattar eine Liste mit den von Indien gesuchten Terroisten vor. Die Verhaftung und Auslieferung dieser moslemischen Extremisten ist für Indien die Voraussetzung für Verhandlungen. Nach Auffassung des indischen Außenministers ging Pakistans Vorgehen gegen den Terrorismus - mit einigen Verhaftungen von Mitgliedern extremistischer Gruppen - nicht weit genug. Indien verlangt von Pakistan die Zerschlagung der Extremistengruppen Jaish-e-Mohammed und Lashkar-e-Tayiba, die für den Anschlag auf das Parlament in Neu Delhi verantwortlich gemacht werden.

Den Vorschlag der USA, einen Vermittler in die Region zu schicken, lehnte Jaswant Singh als unnötig ab: "Indien braucht keine Vermittlung." Musharraf dagegen begrüßte die amerikanische Initiative und sagte: "Wenn wir uns nicht einigen können, ist ein Vermittler notwendig." Zu Gesprächen über den Kaschmir-Konflikt ist derzeit auch der britische Premierminister Tony Blair in Indien. Dort wurde er offenbar untypisch unhöflich abgefertigt. In Bangalore sagte der indische Minister für parlamentarische Angelegenheiten, Pramod Mahajan, zu Blair, Indien brauche keine Belehrungen bezüglich einer Zurückhaltung. "Mir wurde gesagt, Sie wären hier, um die Lage zu entspannen. Wir sind 50 Jahre entspannt gewesen, jetzt ist Schluss damit", sagte Mahajan.

Musharrafs Vorgehensweise gegen die moslemischen Extremisten stieß indes auch in der pakistanischen Presse auf Kritik. Musharraf habe zwar 300 bis 400 Terroisten verhaftet, hieß es im "Telegraph". "Die Organisationen haben ihre Büros längst verlegt, neue Führungspersonen aufgestellt und ihre Gelder in Sicherheit gebracht." Als die Polizei die Büros der Lashkar-e-Tayiba-Partei in Karatschi durchsuchte, wurden nur drei Tische und sechs Stühle vorgefunden. Nach Angaben des pakistanischen Geheimdienstes ISI hat die Lashkar etwa 3000 Kämpfer in ihren Reihen und verfügt über Millionen von Spenden-Dollar. Der Geheimdienst vermutet, dass Sympathisanten aus seinen eigenen Reihen die Lashkar vor der bevorstehenden Durchsuchung gewarnt hätten.

Ähnlich verlief die Aktion gegen die Jaish-e-Mohammed-Partei. Die beiden Führer dieser Organisation, die in den vergangenen Tagen verhaftet wurden, wurden nicht ins Gefängnis, sondern in komfortable Gästehäuser der pakistanischen Regierung gebracht. Die pakistanische Staatsbank ließ über 50 Konten von verschiedenen Extremistengruppen sperren, konnte dabei aber nur etwa 200 000 Dollar sicherstellen. Ein Militärberater Musharrafs gab am Wochenende sogar offen zu, dass ein konzentrierter Kampf gegen den Terrorismus zurzeit in Pakistan nicht zu führen sei. "Wir haben an unseren beiden Grenzen genug zu tun", meinte er.

Ashwin Raman

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