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Der designierte Ministerpräsident Daniel Günther (Mitte) präsentiert den Koalitionsvertrag.

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Designierter Ministerpräsident: "Jamaika" macht Weg frei für Daniel Günther in Kiel

Der Kieler "Jamaika"-Koalitionsvertrag ist offiziell besiegelt. Am Mittwoch will sich CDU-Landeschef Daniel Günther zum neuen Ministerpräsidenten wählen lassen.

Für den früheren Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen ist er bereits ein Hoffnungsträger der Union: Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird Daniel Günther an diesem Mittwoch zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt. Der 43-jährige CDU-Landes- und Fraktionschef steht damit an der Spitze einer "Jamaika“-Koalition aus CDU, Grünen und FDP. Er krönt damit einen mehrmonatigen turbulenten Durchmarsch von der Übernahme des Landesvorsitzes und der Spitzenkandidatur bis hin zum Überraschungs-Wahlsieg.

Der Erfolg werde ihm nicht zu Kopfe steigen, sagt Günther. "Ich muss nicht geerdet werden; ich empfinde es als Stärke von mir, dass ich mich durch kein Amt verändert habe." Der Politikwissenschaftler war von 2005 bis 2012 CDU-Landesgeschäftsführer, zog 2009 in den Kieler Landtag ein und wurde dort 2014 Fraktionsvorsitzender. In dieser Funktion hatte er anfangs öfter überzogen, etwa wenn er der alten Koalition von SPD, Grünen und SSW Versagen ankreidete und als forscher Oppositionsführer den nun abtretenden SPD-Ministerpräsidenten Torsten Albig attackierte.

"Jamaika" drohte im Streit um Wirtschaft und Verkehr zu platzen

Mittlerweile hat Günther die Koalitionsverhandlungen mit kurz schlingernden Grünen und zeitweise bockigen Liberalen gemeistert." Herr Günther spielt eine hervorragende Rolle“, lobte Grünen-Verhandlungsführerin Monika Heinold, als "Jamaika“ im Streit um Wirtschaft und Verkehr zu platzen drohte. Respekt bekundet auch FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki: "Daniel Günther ist ein kluger und umsichtiger Politiker“, sagt der Kieler Fraktionschef. "Ich bin sicher: In spätestens zwei Jahren ist er der Shootingstar der CDU.“

Obwohl inzwischen politisch gereift, offenbart Daniel Günther fast jungenhafte Züge. Er zeigt Ironie, auch Selbstironie und trockenen Humor. "Ich bin ein sehr disziplinierter und ein optimistischer Mensch“, sagt er über sich. Und:"Ich bin eher ein rationaler Typ, aber durchaus auch emotional“. Auch in schwierigen Verhandlungen verliere er nie die Ruhe. "Wenn bestimmte Kleinigkeiten nicht klappen, kann ich mich aber auch mal aufregen und dann unfair sein.“

Ein Vorbild Günthers?: "Ich habe immer Gerhard Stoltenberg bewundert."

Der 43-jährige Daniel Günther führt die Koalition aus CDU, Grünen und FDP.
Der 43-jährige Daniel Günther führt die Koalition aus CDU, Grünen und FDP.

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"Der kühle Klare aus dem Norden“ regierte in Kiel von 1971 bis 1982, bevor er Bundesminister (Finanzen, Verteidigung) wurde." Seine Art, Politik zu machen, sein solides Auftreten, ohne übertriebene Schärfe, aber klar in der Sprache - das hat mir imponiert. Auch ich rede nicht drumherum, habe klare Botschaften."

"In meiner Arbeit spielt meine katholische Religion eine wichtige Rolle"

Diese münden manchmal auch in populistisch wirkende Forderungen. Politisch ist Günther in der Innen- und Sicherheitspolitik eher konservativ. In der Gesellschaftspolitik offenbart er auch progressive Züge, etwa wenn er für die Homo-Ehe streitet. Für die Landwirtschaft unterstützt er eine Ökologisierung.

"In meiner Arbeit spielt meine katholische Religion eine wichtige Rolle", sagt Günther. "Mein politisches Handeln prüfe ich darauf ab, ob ich es vor meinem christlichen Glauben verantworten kann." Als Regierungschef will der passionierte Jogger einen modernen Führungsstil pflegen. "Ich verstehe mich als dynamischen Modernisierer." Privat mag Günther Musik, ist aber nicht festgelegt: "Ich höre so ziemlich alles, von Klassik bis Heavy Metal, und auch Schlager von Helene Fischer finde ich cool." (dpa)

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