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Erster gemeinsamer Auftritt. Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs neuer Präsident François Hollande vor dem Kanzleramt.

© dapd

Deutsch-französisches Treffen: Hollandes Blitzbesuch bei Merkel

Frankreichs neuer Präsident François Hollande hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin getroffen. Wie ist das erste Treffen verlaufen und welche Signale gingen von der Begegnung aus?

Auch ein „normaler“ Präsident kann für Überraschungen gut sein. Frankreichs neuer Staatschef François Hollande, der mit dem Anspruch angetreten ist, eine ruhigere Hand bei seiner Amtsführung zu wahren als sein Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy, hat gleich bei seinem Antrittsbesuch bei Angela Merkel am Dienstagabend ein dramatisches Entrée geliefert. Schuld daran war allerdings nicht der frisch ins Amt eingeführte Präsident aus Paris, sondern das Wetter: Kurz nach dem Start vom Militärflughafen Villacoublay westlich von Paris wurde die Präsidentenmaschine, eine dreistrahlige Falcon 7X, vom Blitz getroffen. Aus Sicherheitsgründen kehrte Hollande zunächst nach Villacoublay zurück, stieg dort in eine Ersatzmaschine um – und landete dann wohlbehalten mit rund eineinhalbstündiger Verspätung in Tegel. „My plane had a problem“ („Mein Flugzeug hatte ein Problem“) berichtete der Gast aus Paris der deutschen Regierungschefin auch gleich nach seiner Vorfahrt im Ehrenhof des Kanzleramts.

Bis zu diesem Zeitpunkt konnten auch noch Wetten angenommen werden, wie herzlich der Empfang des Sozialisten durch die CDU-Chefin verlaufen würde. Bekanntlich spielt die Symbolik im deutsch-französischen Verhältnis eine große Rolle. Vor fünf Jahren, als Sarkozy ins Amt eingeführt wurde und wie Hollande noch am selben Tag zum Antrittsbesuch nach Berlin gereist war, gab es Wangenküsse und eine Umarmung. Als Merkel und Hollande an diesem Dienstagabend erstmals einander begegneten, blieb es bei einem längeren Händeschütteln. „Bitte schön“, wies die Kanzlerin dann den Weg zu den Delegationen der beiden Länder, die linkerhand im Ehrenhof warteten – fein säuberlich nach Deutschen und Franzosen getrennt. Die Berater Merkels und Hollandes mussten sich erst noch kennenlernen.

Bildergalerie: Hollandes Amtseinführung in Bildern

Der Grund für das anfängliche Fremdeln zwischen Merkel und Hollande ist bekannt: Die CDU-Vorsitzende hatte es im Wahlkampf abgelehnt, Hollande in Berlin zu empfangen. Stattdessen hatte sie sich bereit erklärt, den Konservativen Sarkozy zu unterstützen. Aus dieser Wahlkampfhilfe wurde zwar nie etwas, was aber nichts an der schwierigen Aufgabe Merkels und Hollandes änderte: Die beiden mussten bei ihrer ersten Begegnung gewissermaßen einen Kaltstart hinbekommen.

Nach ihrem ersten rund einstündigen Gespräch berichtete Merkel dann, dass dabei einige Gemeinsamkeiten sichtbar geworden seien, aber auch „Ansätze von unterschiedlichen Sichtweisen“. Jedenfalls, meinte die Kanzlerin, sei „alles so, dass ich mich auf die weitere Zusammenarbeit freue“.

Merkel und Hollande werden sehr schnell eine gemeinsame Arbeitsmethode finden müssen, nachdem sich die Griechenland-Krise in den letzten Tagen wieder zugespitzt hat. Aber auch bei der von Hollande gewünschten Neujustierung des Fiskalpakts wartet nun die Detailarbeit auf das neue deutsch-französische Paar. Hollande erklärte, dass bis zum nächsten EU-Gipfel am 23. Mai alle Lösungsmöglichkeiten zur Schaffung von mehr Wachstum in der Euro-Zone „auf den Tisch“ gelegt werden müssten. Dazu gehöre auch die Einführung von Euro-Bonds, die die Bundesregierung ablehnt.

Bei dem Treffen parlierten Merkel und Hollande, abgesehen von wenigen englischen Sprachfetzen, jeweils in ihrer eigenen Sprache. Aber bevor sie sich zum gemeinsamen Abendessen mit Beelitzer Spargel und Kalbsschnitzel verabschiedeten, verlangten die Fotografen noch einmal lautstark ein Foto mit Handschlag. „J’ai compris l’allemand là“ („das habe ich auch auf Deutsch verstanden“), erwiderte Hollande lächelnd.

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