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Politik: Deutsche Bischöfe beugen sich dem Papst

Katholische Beratungsstellen sollen keine Scheine mehr ausstellen / Politiker wollen Abtreibungsrecht nicht ändern BERLIN (bew).Im Konflikt um die Schwangerschaftsberatung beugen sich die deutschen Bischöfe dem Papst: Die kirchlichen Beratungsstellen sollen schon vom 1.

Katholische Beratungsstellen sollen keine Scheine mehr ausstellen / Politiker wollen Abtreibungsrecht nicht ändern BERLIN (bew).Im Konflikt um die Schwangerschaftsberatung beugen sich die deutschen Bischöfe dem Papst: Die kirchlichen Beratungsstellen sollen schon vom 1.Januar 1999 an keine Beratungsscheine mehr ausstellen.Diese sind für eine straffreie Abtreibung erforderlich.Der Papst hatte die Bischöfe "eindringlich" gebeten, keine Scheine mehr auszustellen."Wir werden dieser Bitte Folge leisten", heißt es in einer Erklärung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz.Von einem Ausstieg aus dem staatlichen Beratungssystem könne aber keine Rede sein, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Karl Lehmann, in Mainz. Die derzeitige Praxis soll sich nach Lehmanns Worten jedoch nicht sofort ändern.Bis zu ihrer Frühjahrsvollversammlung Anfang März wollen die Bischöfe eine Arbeitsgruppe bilden, die - wie vom Papst in seinem Brief an die Bischöfe vorgeschlagen - Wege für eine "wirksame" Beratung von Schwangeren in Not auch ohne Schein finden soll.Die Politiker forderte Lehmann nachdrücklich auf, Möglichkeiten für den Verbleib der Kirche in der staatlichen Schwangerenberatung zu suchen.Zugleich erinnerte er mahnend an den Auftrag des Bundesverfassungsgerichts für den Gesetzgeber, daß das geltende Abtreibungsrecht wirksam vor Schwangerschaftsabbrüchen schützen müsse. In seinem Brief zur Schwangerenberatung wies Papst Johannes Paul II.darauf hin, daß die Beratungsscheine "faktisch eine Schlüsselfunktion" für die straffreie Abtreibung in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen hätten.Damit stürzten sie die Kirche und die Beraterinnen in ein "Dilemma"."Deshalb möchte ich Euch, liebe Brüder, eindringlich bitten, Wege zu finden, daß ein Schein solcher Art in den kirchlichen oder der Kirche zugeordneten Beratungsstellen nicht mehr ausgestellt wird", schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche. Der Limburger Bischof Franz Kamphaus verglich die vom Papst gewünschte Intensivierung der Schwangerenberatung bei gleichzeitigem Verzicht auf Beratungsscheine mit der Quadratur eines Kreises.Eine Lösung sei nicht von heute auf morgen zu erreichen.Kamphaus machte klar, daß im Bistum Limburg bis zu einer Neuordnung der Schwangerenberatung auch weiterhin Beratungsscheine ausgestellt werden.Auch das Erzbistum Berlin wird bis auf weiteres keine Änderung in der Schwangerenberatung vornehmen. Die Entscheidung der Bischöfe, die Beratungsscheine bald nicht mehr auszustellen, wurde in der Politik mit Bedauern und Kritik aufgenommen.CDU-Generalsekretär Peter Hintze erklärte in Bonn, die CDU wolle die geltenden gesetzlichen Regelungen nicht antasten.Er hoffe aber, daß die katholische Kirche in ihren internen Beratungen einen Weg finde, die Beratung neu zu gestalten.Auch FDP, SPD und Grüne wandten sich gegen Gesetzesänderungen.SPD-Fraktionschef Rudolf Scharping schlug vor, in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe Konzepte zu erarbeiten, mittels derer die Kirche im staatlichen Beratungssystem verbleiben könne.

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