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Politik: Deutsche Geiseln flehen um Hilfe

Dramatischer Appell aus dem Irak / Entführer fordern den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan

Berlin - Die Geiselnehmer der beiden im Irak entführten Deutschen haben der Bundesregierung ein neues Ultimatum gestellt. Die Gruppe, die sich „Pfeile der Rechtschaffenheit“ nennt, veröffentlichte auf einer extremistischen Website im Internet ein neues Video mit den Geiseln. In einer von einem Entführer verlesenen Erklärung heißt es, die Frist für die Bundesregierung, mit dem Bundeswehrabzug aus Afghanistan zu beginnen, sei um zehn Tage verlängert worden. „Ansonsten wird das Schicksal dieser Verbrecherin und ihres Sohnes der Tod sein.“ Das erste Ultimatum der Entführer war am 20. März verstrichen.

In dem Video fleht die 61-jährige Hannelore Krause Deutschland und Österreich unter Tränen an, ihr und ihrem 20-jährigen Sohn Sinan zu helfen und die Forderungen der Kidnapper zu erfüllen. „Deutschland war in Sicherheit, bevor es sich mit den Amerikanern zu dieser teuflischen Koalition gegen den sogenannten Terrorismus zusammengeschlossen hat“, sagt Krause, und weiter: „Ich werde das erste Opfer sein, wenn ihr nicht auf die Forderungen dieser Männer eingeht.“ An die Regierung in Wien wende sie sich, weil sie viele Jahre in der österreichischen Außenhandelsstelle in Bagdad gearbeitet habe und das Land ebenfalls Truppen in Afghanistan habe.

Die Bundesregierung zeigte sich empört. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte dem Tagesspiegel: „Wir sind in großer Sorge um die beiden im Irak entführten Deutschen. Das jüngste Video der Geiselnehmer ist schockierend und unmenschlich. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass die Bemühungen des Krisenstabes zu einer Freilassung der Geiseln führen werden.“ Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes hatte das Video noch in der Nacht ausgewertet, Einzelheiten wie in solchen Fällen üblich aber nicht genannt. Einen direkten Kontakt zu den Kidnappern gibt es offenbar nicht. Unklar ist auch, ob es den Geiselnehmern tatsächlich um ihre politischen Forderungen oder um Lösegeld geht.

Nach Ansicht von Terrorexperten zeigt das Videomaterial mit großer Sicherheit, dass die beiden Entführten noch am Leben sind. Dafür spricht auch, dass das neue Ultimatum der Geiselnehmer einen Tag nach dem Abflug deutscher Aufklärungsjets nach Afghanistan kam, mit dem die Bundeswehr ihren Einsatz am Hindukusch ausweitet.

Krause und ihr Sohn Sinan waren am 6. Februar aus ihrem Haus in dem Bagdader Bezirk Ghasalija verschleppt worden. Die Deutsche ist seit Jahrzehnten mit einem irakischen Arzt verheiratet. Auch in ihrem ersten Ultimatum vom 10. März hatten die Entführer eine zehntägige Frist zum Rückzug aus Afghanistan gesetzt. Am Tag davor hatte der Bundestag den Tornado-Einsatz beschlossen. Rund 3100 deutsche Soldaten sind als Teil der Nato geführten Friedenstruppe Isaf in Afghanistan stationiert. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach dem ersten Ultimatum erklärt, die Regierung lasse sich nicht erpressen. Terrorexperten sprachen am Dienstag von der „Inszenierung eines Nervenkriegs“. Es hieß aber auch, das neue Video biete eine Chance für Verhandlungen. Tsp

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