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Politik: Deutsche Geiseln – sind die Entführer Saddams Leute?

Die CIA geht von politischen Motiven aus. Das Außenministerium kritisiert die sächsische Firma

Von Frank Jansen

Berlin/Kirkuk - Der US-Geheimdienst CIA vermutet die beiden im Irak entführten Deutschen in der Hand von Gefolgsleuten des gestürzten Diktators Saddam Hussein. Es sei davon auszugehen, dass die zwei Ingenieure vom „harten Kern“ des irakischen Widerstands gekidnappt wurden, sagte ein Mitarbeiter der CIA in der Nähe der nordirakischen Stadt Kirkuk am Mittwoch dem Tagesspiegel. Lösegeld spiele für solche Geiselnehmer keine große Rolle. In den Augen der Terroristen seien Techniker wie die entführten Deutschen „Kollaborateure“ der verhassten irakischen Regierung und der US-Besatzer.

Thomas Nitzschke und René Bräunlich waren im Auftrag der sächsischen Firma Cryotec für wenige Tage in die nordirakische Öl-Stadt Baidschi gereist, um für ein Chemieunternehmen eine Stickstoffanlage zu installieren. Cryotec äußerte sich auch am Mittwoch nicht zu Details, um die Arbeit des Krisenstabs im Auswärtigen Amt nicht zu gefährden. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), kritisierte das Verhalten von Cryotec: „Es liegt eine hohe Verantwortung bei denen, die diese zwei Techniker da hingeschickt haben und sie ohne Schutz dort haben arbeiten lassen.“

Der US-Geheimdienstmann, der ungenannt bleiben wollte, sagte, die Geiselnehmer wollten vermutlich demonstrieren, wie unsicher der Irak für westliche Ausländer ist. Das US-Militär in der Region beteilige sich intensiv an der Suche nach den Entführten. Schon kurz nach Bekanntwerden der Entführung am Dienstag seien Drohnen eingesetzt worden, die mit Wärmebildkameras verdächtige Bewegungen auf dem Boden registrieren sollen.

Der CIA-Mann hielt der Firma der entführten Ingenieure vor, elementare Sicherheitsregeln verletzt zu haben: „Niemals dürfen sich Ausländer, die im Irak arbeiten, ohne Bodyguards bewegen.“ Selbst vor einer Toilette „muss noch ein Mann stehen“. Nitzschke und Bräunlich waren nur mit einem Deutschiraker und ihrem irakischen Fahrer in Baidschi unterwegs, als die Geiselnehmer zuschlugen. Die Entführer ließen den Deutschiraker und den Fahrer laufen. Die Ingenieure hätten sich in einem Konvoi von mindestens drei gepanzerten Fahrzeugen und mit vier Leibwächtern pro Person bewegen müssen, sagte der CIA-Mitarbeiter. Außerdem sei die Unterbringung in einer Kaserne der irakischen Sicherheitskräfte „ein schwerer Fehler“ gewesen. Bekanntlich habe der irakische Widerstand Teile von Polizei und Militär unterwandert.

Am Mittwoch traf wieder der Krisenstab des Auswärtigen Amts zusammen. In Sicherheitskreisen hieß es, noch seien die Entführer unbekannt. Bundeskanzlerin Merkel appellierte an die Medien, „verantwortungsbewusst“ zu berichten. Zurückhaltende Berichterstattung habe in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Behörden Entführungen glücklich hätten beenden können. Nach der Freilassung von Susanne Osthoff hätten die Medien jedoch mit Berichten über angebliche Lösegeldzahlungen nicht immer Verantwortungsbewusstsein gezeigt.

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