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Hand drauf. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Vladimir Groisman.

© dpa

Deutsche Hilfe für die Ukraine: Die Laster sind da - Minister Müller auch

Deutschland schickt Lastwagen mit Möbeln und Lebensmitteln und Minister Gerd Müller hinter, um diese in Empfang zu nehmen. Ein Ortstermin in Kiew, der etwas über die Ukraine und die deutsche Politik erzählt.

Deutschland will helfen – und vor allem soll jeder sehen, wie Deutschland hilft, sagten vorher Kritiker. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ist für zwei Tage ins Land gekommen, um persönlich den deutschen Hilfskonvoi für die Ostukraine in Augenschein zu nehmen. Die gleichzeitige Ankunft des Konvois und Müllers waren vorher koordiniert worden, mit deutscher Präzision sozusagen.

Alleine die Fahrt vom Flughafen der Hauptstadt Kiew in das rund 30 Kilometer entfernt gelegene Örtchen Browarska, wo die Laster warten, zeigt das ganze Ausmaß des ukrainischen Dilemmas . Der Belag der Fernstraße ist löcherig. Am Rand stehen einfache Häuschen oder heruntergekommene, graue Wohnblöcke, die dringend einen Anstrich benötigen.

Überpünktlich trifft die Wagenkolonne aus Deutschland ein. Müller steigt gutgelaunt aus. Wenig später kommt Vize-Ministerpräsident Wladimir Groismann dazu. Er gilt als einer der engsten politischen Vertrauten des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko. Der 36-Jährige strahlt über das ganze Gesicht, als er seinen Gast aus Deutschland begrüßt. Überschwänglich lobt er die „guten, engen, freundschaftlichen Beziehungen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Präsidenten der Ukraine“. Beim Kiew-Besuch der Kanzlerin im August sei die Idee für die Hilfslieferungen entstanden.

Müllers Visite endet mit einem Besuch bei Bürgermeister Vitali Klitschko in Kiew

Bei ihrem Rundgang lassen sich Müller und Groismann die Hilfsgüter zeigen, die seit dem Wochenende in kleinere Wagen umgeladen und an drei verschiedene Orte in der Ostukraine gebracht werden. Neben Kleidung und Arzneimitteln sind es auch komplette Wohnungseinrichtungen mit Schlafsofas und Küchen sowie Heizgeneratoren und Baugeräte zum Ausbessern von Schäden. Fast könnte man glauben, die Deutschen hätten eine ganze Kleinstadt mit all ihren Häsuern eingepackt und als Blaupause in die Ukraine geschickt. So begeistert ist Müller davon, dass er „Oh, jetzt bin ich überwältigt“ hervorstößt, während er durch das Warenlager schreitet. In 20 Meter hohen Regalen kommen da immer neue Hilfsgüter in sein Sichtfeld: Medizinkits, Kühlschränke und Kleidung, alles neu und in großer Stückzahl. Alleine der Warenwert umfasst mehrere Millionen Euro.

In den vergangenen zwei Tagen seien 15 Lastwagen mit Matratzen aus Kiew in die Verteilzentren von Charkiw, Dnipropetrowsk und Saporischschja abgefahren, berichtet Holger Neuweger von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der Ukraine. Er betont, wie wichtig die Kontrolle und die Verteilung der Güter vor Ort ist: „Die GIZ-Mitarbeiter übernehmen die Organisation und den Aufbau in den drei Städten.“

Müllers Visite endet mit einem Besuch bei Bürgermeister Vitali Klitschko in Kiew. Der frühere Boxweltmeister zeigt dem Gast aus Deutschland den Maidan, an dem im vergangenen Winter die Proteste gestartet sind, die zum Sturz der alten Regierung führten. „Den Mut und die Opfer der vielen Menschen, die für eine europäische Ukraine auf die Straße gegangen sind und mit ihrem Leben dafür bezahlt haben, dürfen wir nicht enttäuschen“, sagt Klitschko. Müller nickt. Wo ganze Wohnzimmer aus Lastern geladen werden, findet eben manchmal auch der Pathos ein Zuhause.

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