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Politik: Deutsche Währung wird auch im Kosovo offizielles Zahlungsmittel - die Bundesbank wurde nicht gefragt

Die Bundesbank wurde nicht kontaktiert. Sie ist von diesem Vorgang nicht betroffen und übernimmt damit auch keinerlei Verpflichtungen.

Die Bundesbank wurde nicht kontaktiert. Sie ist von diesem Vorgang nicht betroffen und übernimmt damit auch keinerlei Verpflichtungen. So kommentiert Bundesbank-Sprecher Wolfgang Mörke die Entscheidung der Vereinten Nationen (UN), die D-Mark im Kosovo zum offiziellen Zahlungsmittel zu machen. Die UN könnten dies entscheiden, ohne die Bundesbank zu fragen, heißt es in Frankfurt. Die Bundesbank druckt deshalb nicht mehr Geld, und sie schickt auch keine Scheine oder Münzen ins Kosovo. Für die D-Mark gibt es keinerlei Devisenbeschränkungen, sie kann frei ein- und ausgeführt werden. Weil sie stabil ist, ist die deutsche Währung schon seit Jahren auf dem Balkan ein beliebtes und angesehenes Zahlungsmittel. Das war und ist so in Kroatien, in Bosnien und nun auch in Serbien. Im Kosovo setzt der UN- Sonderbeauftragte Bernard Kouchner also nur um, was ohnehin Alltag ist.

Aber mehr als offizielles Zahlungsmittel ist die D-Mark nicht. Das Kosovo ist kein eigenständiger Staat, es gibt keine Zentralbank, es gibt somit auch keine eigenständige Geld- und Zinspolitik, und die Geschäftsbanken können sich auch nicht bei der Bundesbank mit frischem Geld versorgen. Die UN-Verwaltung kann deshalb auch nicht mit Liquiditätshilfen aus Frankfurt rechnen. Wenn es keine D-Mark mehr geben sollte, kann im Kosovo auch niemand mehr mit D-Mark bezahlen. Davon ist nicht auszugehen: Es wird geschätzt, dass in ganz Jugoslawien rund zwei Milliarden Mark Bargeld in Umlauf sind. Einen genauen Überblick gibt es nicht.

Vor vier Jahren hat die Bundesbank untersucht, wie viel D-Mark sich als Bargeld im Ausland befindet. Den Schätzungen der Notenbanker zufolge waren es damals 30 bis 40 Prozent der gesamten Bargeld-Menge an D-Mark. An dieser Größenordnung wird sich wenig geändert haben. Allerdings weiß die Bundesbank auch heute nicht, wo genau das Geld umläuft, da es keinerlei Kontrollen gibt. Die Quote von 30 bis 40 Prozent entspräche derzeit der stolzen Summe von 81 bis 108 Milliarden Mark, die jenseits der Grenzen in Umlauf sind. Insgesamt belief sich der Umlauf an D-Mark-Banknoten und Münzen Ende 1998 auf 271 Milliarden Mark. Weder Bundesbank noch Europäische Zentralbank müssen sich über die Entwicklung Sorgen machen: Die Steuerung der Geldmenge haben sie allemal im Griff. Probleme könnte es allenfalls dann geben, wenn es beim Bestand von D-Mark-Bargeld im Ausland große Schwankungen gebe. Darauf deutet jedoch bis heute wenig hin. Beim Dollar soll der Bargeld-Bestand im Ausland im Übrigen noch größer sein und bei 70 Prozent liegen.

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