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Deutsche Wirtschaft: "Entscheidend ist die Einhaltung der Verträge"

In Libyen hat der Nationale Übergangsrat Frankreichs Staatspräsident Sarkozy und dem britischen Premier Cameron eine Bevorzugung in den wirtschaftlichen Beziehungen zugesagt. Wie das bei deutschen Unternehmern ankommt, darüber sprachen wir mit Hans W. Meier-Ewert, Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.

Nein, diese Gefahr sehe ich nicht. Wir waren vor ein paar Wochen mit einer Unternehmerdelegation in Bengasi, als das Land noch umkämpft war. Schon damals hat uns der Vorsitzende des Übergangsrates gesagt: Wir wollen in Libyen einen Rechtsstaat, und wir wollen ein gutes Umfeld für Unternehmer in unserem Land haben. Und wir wollen die besten Lösungen für unsere Probleme, deshalb sind wir an deutscher Technologie sehr interessiert.

Libyen will das militärische Engagement von Italien, Frankreich und Großbritannien durch Entgegenkommen auf wirtschaftlichem Gebiet belohnen. Macht Ihnen das Sorgen?

Es überrascht niemanden, wenn es gewisse Gesten der politischen Dankbarkeit gegenüber den kämpfenden Nato- Mitgliedern gibt. Das bewegt sich im Rahmen des zu Erwartenden. Da in Libyen das Öl- und Gasgeschäft ein staatliches ist, unterliegt es auch politischen Erwägungen. Auch früher schon war Italien der größte Abnehmer von libyschem Gas und Öl, und es ist völlig in Ordnung, wenn das so bleibt und dadurch vor allem bestehende Verträge erfüllt werden.

Und wenn Firmen aus diesen Staaten bei Neuaufträgen bevorzugt werden?

Dass die politische Bewertung dazu führen wird, bestehende Verträge oder Lieferbeziehungen dramatisch abzuändern oder bei Neuaufträgen im technischen Bereich weniger geeignete Lösungen zu bevorzugen, halte ich für völlig ausgeschlossen. Die Libyer sind sachorientiert, sie werden die jeweils beste technische Lösung einkaufen.

Sie gehen also davon aus: Bestehende Verträge werden weitergeführt, auch wenn sie wegen der Kriegswirren zeitweise außer Kraft getreten sind?

Ja, davon gehe ich aus. Dass sie durch Kriegshandlungen zeitweilig nicht erfüllt werden konnten, ist ja nicht die Schuld der einen oder der anderen Seite. Wichtige Vorhaben wie Städtesanierung oder Sanierung von Krankenhäusern schreien danach, vollendet zu werden. Daran haben alle Beteiligten ein großes Interesse.

Hans W. Meier-Ewert ist Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Das Gespräch führte Matthias Schlegel.

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