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Die Arbeitslosenzahl steigt rasant. Immer mehr Menschen werden den Gang zur Agentur wagen müssen.

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Update

Deutsche Wirtschaft im Corona-Taumel: Bosse so pessimistisch wie nie – Arbeitslosenzahlen könnten drastisch steigen

Die Prognosen des Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit malen ein düsteres Bild. Das Geschäftsklima in Chefetagen ist laut Ifo so schlecht wie nie.

Die Coronavirus-Krise stellt die deutsche Wirtschaft vor die schwerste Prüfung nach dem Krieg: Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet im Jahresschnitt 2,5 Millionen Kurzarbeiter, einen Einbruch der deutschen Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 8,4 Prozent, dazu in der Spitze drei Millionen Arbeitslose.

Erste Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag bekanntgeben. „Die deutsche Wirtschaft stürzt in die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte“, heißt es in dem Bericht des Forschungsinstituts der Bundesagentur. Zum Vergleich: Der bisherige Spitzenwert bei der Kurzarbeit in Deutschland lag im Mai 2009 bei 1,44 Millionen Personen – was einen deutlich geringeren Jahresdurchschnitt für 2009 ergab.

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Die Coronavirus-Krise hat auch deutliche Auswirkungen auf die Stimmung in den deutschen Chefetagen. Laut des am Freitag veröffentlichte Geschäftsklimaindex des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) für April fiel auf 74,3 Punkte von 85,9 Zählern im März. Dies ist der niedrigste jemals gemessene Wert.

„Die Stimmung unter den deutschen Unternehmen ist katastrophal“, sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. Nach dem bereits starken Einbruch im Vormonat hatten Analysten einen weiteren Rückgang erwartet, allerdings nur auf 79,7 Punkte. Die vom Ifo befragten Manager schätzten ihre Lage schlechter ein und blicken auch skeptischer in die Zukunft. „Die Coronavirus-Krise trifft die deutsche Wirtschaft mit voller Wucht“, sagte Fuest.

Gleicher Trend bei den Arbeitslosenzahlen: Auch dort hatte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die Prognosen nicht derart schlecht erwartet. „Die Werte fallen deutlich drastischer aus als in den Frühjahrsprognosen vom März dieses Jahres“, räumt das Institut ein.

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Das liegt unter anderem daran, dass im Frühjahr etliche Informationen, etwa zum Fortgang der Eindämmungsmaßnahmen, zum Produktionsstopp in der Automobilindustrie, zur Aussetzung der Vermögensprüfung in der Grundsicherung und zu vielen internationalen Entwicklungen, noch nicht verfügbar waren.

Diese Prognosen waren damals noch davon ausgegangen, dass der Wirtschaftseinbruch kürzer und weniger heftig ausfallen würde. „Die Wirtschaft gerät durch den Shutdown, den Einbruch der Weltkonjunktur und die hohe Unsicherheit unter enormen Druck“, sagte IAB-Volkswirt Enzo Weber, Mitautor des Berichtes.

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Das Szenario des IAB geht davon aus, dass die Wirtschaft bis Jahresende wieder weitgehend hochfährt. Es sei jetzt aber auch nicht mehr auszuschließen, dass sich die derzeitige Rezession zu einer globalen, systemischen Krise auswachsen könnte. Dabei würden immense und langanhaltende Schäden in der Real- und Finanzwirtschaft entstehen.

„Die Zahl der Arbeitslosen wird auf Basis der Vorausschau in den nächsten Monaten auf über drei Millionen steigen“, heißt es in dem Bericht. „Im Zuge der angenommenen Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit macht sie im Verlauf der zweiten Jahreshälfte wieder gut die Hälfte des vorherigen Anstiegs wett.“

Durchschnittlich mehr als eine halbe Millionen zusätzliche Arbeitslose

Im Jahresdurchschnitt werden der Prognose zufolge mehr als eine halbe Million Menschen mehr arbeitslos sein als im Vorjahr. Dass es in vielen Branchen zu mehr Arbeitslosigkeit komme, liege „an der Wucht des wirtschaftlichen Schocks“. Betroffen sind fast alle Branchen.

Ein günstigerer Verlauf würde sich dagegen ergeben, sollte sich eine zügige Öffnung der Wirtschaft - auch weltweit - mit angemessenen Regeln für den Gesundheitsschutz als gangbarer Weg herausstellen, glauben die Nürnberger Forscher. Dies wäre etwa auch der Fall, sollten unerwartet schnell ein Impfstoff oder eine effektive Behandlungsmethode bereitstehen. (Tsp, dpa, Reuters)

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