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Politik: Deutsche wollen eine einige Kirche

Umfrage: Spaltung überholt – Kardinal Lehmann und Präses Kock sehen Fortschritte / Aufpasser für Sterzinsky?

Berlin. Anlässlich des Ökumenischen Kirchentages in Berlin haben die Vorsitzenden der evangelischen und katholischen Kirche den Willen zur weiteren Annäherung betont. In der strittigen Frage des gemeinsamen Abendmahls gebe es Fortschritte, sagte der Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. Es stehe jedoch noch „harte theologische Arbeit“ bevor. Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Manfred Kock, rechnet nicht mit einer schnellen Lösung.

Rund 200 000 Menschen werden am Mittwoch zu dem ersten großen ökumenischen Laientreffen in Deutschland erwartet. Nach einer polis-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hält die Mehrheit der Deutschen die Trennung der katholischen und evangelischen Kirche für nicht mehr zeitgemäß. Es gebe für die Spaltung keine guten Gründe mehr, meinten 57 Prozent der Befragten.

Eröffnet wird der Kirchentag mit einem zentralen Gottesdienst am Brandenburger Tor. Danach sprechen Bundespräsident Johannes Rau, Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Eine Grußadresse von Papst Johannes Paul II. wird verlesen. Zu dem anschließenden „Abend der Begegnung“ in der Innenstadt erwarten die Veranstalter bis zu 350 000 Besucher.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann forderte die Kirchen auf, sich öffentlich stärker zu Wort zu melden. „Wir müssen viel klarer vom Glauben reden“, sagte Käßmann dem Tagesspiegel. „Wir können nicht mehr erwarten, dass die Leute schon zur Kirche kommen, wie das jahrhundertelang der Fall war." Sie erlebe in der Kirche aber eine große Scheu, in die Offensive zu gehen. Das sei in ihren Augen jedoch „fatal“.

Unterdessen wächst in dem kirchlichen Treuhandausschuss, der die Sanierung des Berliner Erzbistums überwachen soll, die Skepsis, ob der Abbau der Schuldenlast unter der Regie von Kardinal Georg Sterzinsky erfolgreich zu bewältigen ist. Aus diesem Grund will der Chef des Gremiums, Bischof Josef Homeyer aus Hildesheim, während des Kirchentages in Gesprächen mit führenden Katholiken des Erzbistums die Lage und Stimmung vor Ort sondieren. Nicht zuletzt von diesen Eindrücken wird abhängen, ob die Kirche dem angeschlagenen Kardinal einen bischöflichen Aufpasser mit weit reichenden Vollmachten an die Seite stellen oder ihn zum Rücktritt drängen wird.

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