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Politik: „Deutsche wollen wieder länger arbeiten“

Familienministerin stellt Studie über Ältere vor / Einkommen der Rentner haben sich gut entwickelt

Berlin - Die Deutschen stellen sich zunehmend darauf ein, dass sie länger arbeiten und später als bisher in Rente gehen werden. „Die Menschen wissen nicht nur, dass sie länger arbeiten müssen, sie wollen es auch“, sagte Familienministerin Renate Schmidt (SPD). In einer Studie zur Lebenssituation älterer Menschen, die Schmidt am Mittwoch vorstellte, gab ein Drittel der Befragten an, dass sie mit 60 Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden wollen. In der Vergleichsstudie von 1996 hatte noch die Hälfte der Personen angeben, dass sie den Ruhestand mit 60 planen.

Durch den Stopp der Frühverrentung, der in den vergangenen Jahren durch Gesetzesänderungen eingeleitet worden ist, ändert sich offenbar die persönliche Lebensplanung der Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA), das in den Jahren 1996 und 2002 jeweils knapp 5000 Personen in der „zweiten Lebenshälfte“ zwischen 40 und 85 Jahren befragte. Allerdings verlaufe der Übergang nicht „reibungslos“, beklagt DZA-Leiter Clemens Tesch-Römer. Immer mehr Menschen werden zunächst arbeitslos, bevor sie in Rente gehen. In Deutschland lag im Jahr 2004 der Anteil der 55- bis 64-Jährigen, die berufstätig sind, bei gut 41 Prozent – acht Jahre zuvor waren es knapp 38. Tesch-Römer forderte die Betriebe auf, mehr in Fort- und Weiterbildung von Älteren zu investieren und Arbeitsbedingungen zu schaffen, die für die Gesundheit förderlich sind.

Die Einkommenssituation von Älteren hat sich laut der Studie „recht gut“ entwickelt. Während das Durchschnittseinkommen bei allen Befragten über 40 Jahren bei 1528 Euro netto im Monat lag, hatten die über 70-Jährigen im Schnitt immerhin noch 1346 Euro pro Kopf zur Verfügung. Doch zwischen Ost und West gibt es große Unterschiede: Mit den geringsten Einkommen müssen ältere ostdeutsche Frauen auskommen (über 70-jährige mit 1013 Euro). Das liegt auch daran, dass sie in erster Linie von ihrer gesetzlichen Rente leben. Zusätzliche Einkommen oder Betriebsrenten haben sie im Normalfall nicht.

Der Zusammenhalt zwischen den Generationen funktioniert nach Ansicht der Autoren gut, auch wenn die Familien häufig nicht mehr unter einem Dach leben. Viele Ältere geben finanziell etwas an ihre Kinder und Enkel weiter, wenn sie es sich leisten können: Ein Drittel der Befragten ließ der Famlie insgesamt 33 Milliarden Euro zukommen. Außerdem unterstützen viele Ältere ihren Nachwuchs bei der Kinderbetreuung. In der Studie gab ein Fünftel der Personen an, sich regelmäßig um die Enkel zu kümmern. Im Durchschnitt sind es 35 Stunden im Monat. Senioren seien „für uns alle unverzichtbar“, sagt Ministerin Schmidt.

Auch wenn Eltern und ihre Kinder nicht mehr an einem Ort wohnen, haben sie noch regelmäßig Kontakt. Mit 91 Prozent gaben fast alle Befragten an, mindestens einmal pro Woche mit einem der Kinder in Verbindung zu stehen – per Telefon, Brief oder mit einem Besuch. Mit ihrem Leben sind die meisten Menschen zufrieden – über 80 Prozent. Auch ihr Alter empfinden viele Menschen als positiv: Die Zufriedenheit nimmt im Laufe der Jahre nicht ab.

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