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Deutscher Bundestag: Kampf der Krawatte

Am kommenden Samstag hilft der Aachener Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko den rheinland-pfälzischen Linken im Landtagswahlkampf. Unter dem Motto „Die Linke – zwischen Kampf und Anpassung“ diskutiert er in einem Café in Speyer.

Von Matthias Meisner

Am kommenden Samstag hilft der Aachener Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko den rheinland-pfälzischen Linken im Landtagswahlkampf. Unter dem Motto „Die Linke – zwischen Kampf und Anpassung“ diskutiert er in einem Café in Speyer.

In einem Punkt hat sich der 47-Jährige bereits für Kampf entschieden. Und zwar gegen den CDU-Parlamentarier Jens Koeppen und dessen Idee einer Krawattenpflicht im Parlament. Koeppen ist ein Jahr älter als Hunko, selbstständiger Unternehmer in der Uckermark. Er hat vor Weihnachten in seiner Funktion als Obmann der insgesamt 42 Schriftführer im Parlament einen Brief an seine Kollegen geschrieben, Kopien an das Bundestagspräsidium und die Parlamentsgeschäftsführer. Koeppen wirbt für äußeres Ansehen: Wer an den Sitzungstagen links oder rechts neben dem amtierenden Präsidenten Platz nimmt – und dort zum Beispiel Anträge entgegennimmt oder Rednerlisten führt –, soll „eine der Würde des Hauses angemessene Kleidung“ tragen. Konkret für die Männer also „auch eine Krawatte oder dem Entsprechendes“. Koeppen beruft sich auf ein Einvernehmen dazu im Bundestagspräsidium. Und bittet die Fraktionsspitzen, auf die „wenigen Kollegen“ einzugehen, die diesem Hinweis „nicht folgen wollten oder konnten“.

Hunko ist 2011 erstmals am Donnerstag wieder zum Dienst eingeteilt, so wie auch der Grünen-Politiker Sven-Christian Kindler aus Hannover. Beide wollen wieder ohne Krawatte kommen. Hunko hat seine zuletzt als Teenager in der Tanzschule getragen. Die will er nicht mehr hervorkramen. Viel hat er schon gemacht, war Lkw-Fahrer, Drucker, Krankenpfleger und Publizist. Er sieht sich im Bundestag als Vertreter der Bevölkerung und nicht eines Hohen Hauses. Koeppen antwortet er: „Selbstverständlich übe ich mein Mandat in einer Form aus, die dem zivilisierten Umgang der Menschen untereinander entspricht. Das Tragen einer Krawatte ist für mich dafür keine Voraussetzung.“ Linken-Fraktionsgeschäftsführerin Dagmar Enkelmann steht ihm bei. Sie sagt, sie wolle nicht, dass Gregor Gysi seine Krawatte an Hunko abgibt.

Auch Kindler hat sich bei seiner Fraktionsspitze rückversichert und nennt die Forderung „hochgradig absurd“. Der 25-Jährige hat mehrere Krawatten, beherrscht den doppelten Windsorknoten. Als Schriftführer trägt er weißes Hemd und Jacket. Die Würde würden andere aufs Spiel setzen, meint er – die Träger von manchen Blümchenkrawatten.

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