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Angeklagt. Nils D. wollte sich der Presse nicht zeigen.

© dpa

Deutscher IS-Kämpfer vor Gericht: Angeklagter war vor seiner Bekehrung zum Islam ein "Kiffer"

Ein deutscher Syrien-Heimkehrer der "Lohberg-Brigade" aus Dinslaken steht in Düsseldorf vor Gericht. Er sagt, er sei vor seiner Bekehrung zum Islam ein "Kiffer" gewesen.

Vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht hat der Prozess gegen Nils D. begonnen, der als Teil der sogenannten „Lohberg-Brigade“ aus Dinslaken in Syrien für den „Islamischen Staat“ (IS) gekämpft hat. Die Besonderheit am Prozess gegen den 25-jährigen: Nils D. sagt aus. Auch bei Prozessen gegen andere Syrienkämpfer in Celle und Düsseldorf hatte D. schon gegen seine ehemaligen Weggefährten ausgesagt. Die Generalbundesanwaltschaft wirft dem jungen Mann unter anderem die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat vor. Der Angeklagte soll in einer Spezialeinheit des IS gekämpft haben, die Abweichler jagte. Außerdem soll er für die Versorgung eines Gefängnisses der Dschihadisten mit verantwortlich gewesen sein.

Nils D. wurde schon am ersten Prozesstag umfassend von Richterin Havliza vernommen. Zu Beginn befragte sie ihn nach seinem Werdegang vor der Reise nach Syrien. Der Dinslakener war vor seiner Hinwendung zum Islam, wie er selbst sagt, „ein Kiffer“. Er lebte in den Tag hinein, traf sich mit Freunden, trank viel und rauchte Marihuana. Dabei sammelte er verschiedene Vorstrafen, unter anderem wegen Diebstahl. Der Vorsitzenden Richterin waren die Schilderungen des Angeklagten oft zu vage. Gerade im Hinblick auf seine Kontakte in Deutschland äußerte sie die Vermutung, dass D. aus Angst nicht genug sage. Sie erklärte, nur dann könne man ihm helfen – aber eine Teileinlassung sei nie zielführend.

Nach Syrien reiste D. im Oktober 2013. Über Amsterdam und Istanbul ging es in das Kriegsgebiet. Das letzte Stück der Reise organisierte Philipp B., der Cousin des Angeklagten, der auch maßgeblich für seine Radikalisierung verantwortlich war. Philipp B. starb bei einem Selbstmordattentat im Irak. Der Prozess gegen Nils D. wird mehrere Monate dauern. Die Bundesanwaltschaft wollte die Qualität der Aussagen von D. am Mittwoch noch nicht bewerten.

Sebastian Weiermann

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