zum Hauptinhalt

Politik: Deutscher Umweltpreis 2000: "Außer Patienten recyceln wir fast alles"

Den Mediziner Franz Daschner aus Freiburg und den Windkraft-Unternehmer Aloys Wobben aus dem ostfriesischem Aurich verbindet nicht viel. Eines jedoch lässt die beiden nun zu gemeinsamen Empfängern des höchst dotierten Umweltpreises in Europa werden.

Den Mediziner Franz Daschner aus Freiburg und den Windkraft-Unternehmer Aloys Wobben aus dem ostfriesischem Aurich verbindet nicht viel. Eines jedoch lässt die beiden nun zu gemeinsamen Empfängern des höchst dotierten Umweltpreises in Europa werden. Gegen viele Widerstände hätten die beiden Beispielhaftes für den Umweltschutz geleistet, würdigt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt das Engagement des Geschäftsführers und des Professors. Ganz nebenbei haben sie belegt, dass sich Umweltschutz lohnt. Aus der Hand von Bundespräsident Johannes Rau werden sie am 15. Oktober ihre Preise erhalten. Mit je 500 000 Mark Preisgeld können sie ihre Projekte weiter vorantreiben.

Der Freiburger Franz Daschner zeigte sich am Donnerstag bei der Vorstellung der Preisträger in Berlin hoch erfreut, dass er als erster Mediziner in die Riege bisher ausgezeichneter Wissenschaftler und Unternehmer eintreten kann. "Kliniken gehören zu den größten Umweltverschmutzern in Deutschland", sagt der Facharzt für Kinderheilkunde, der seit 1976 Professor am Universitätsklinikum Freiburg ist. Daschner wartet mit eindrucksvollen Zahlen auf: Jeder Patient im Krankenhaus belaste die Umwelt zehn Mal mehr als er das zu Hause tut. Allein 11 000 Kilogramm Wäsche fallen in der Freiburger Klinik täglich an.

Hinzu kommen jedes Jahr tonnenweise Desinfektionsmittel und Medikamente, die das Abwasser belasten. Der Wasserverbrauch ist enorm, "allein 45 000 Liter werden jährlich für Blumen gebraucht, die Patienten bekommen".

Was auf den ersten Blick wie übertriebene statistische Sammelwut erscheint, hat in Freiburg Methode. Daschner geht es um systematischen Umweltschutz in der Medizin. Energie, Wasser, Abfälle; alles stellen er und seine inzwischen 60 Mitarbeiter auf den Prüfstand. Dabei haben sie zum Beispiel festgestellt, dass die Desinfizierung von Böden überhaupt nicht notwendig ist. Als Einsparposten mag das Putzmittel eine Kleinigkeit sein, die Addition aller Einsparungen allerdings ist beeindruckend - und die Umweltbilanz erst recht. So konnte das Klinikum etwa seinen Wasserverbrauch längst halbieren, und wo immer es geht, wird eifrig wiederverwertet. "Außer Patienten und Personal recyceln wir fast alles", sagt der 60-jährige Daschner stolz. Das Freiburger Modell macht bereits Schule, wie der Generalsekretär der Deutschen Umweltstiftung, Fritz Brickwedde, betont. Zahlreiche deutsche Kliniken werden von Daschner und seinen Kollegen bereits beraten. EU-Projekte sollen die Erkenntnisse auch in andere Länder tragen.

Vorbildcharakter erkannte das Kuratorium auch in der Arbeit des ostfriesischen Windkraft-Unternehmers Aloys Wobben. "Er machte sich auf in einen Markt, den es noch gar nicht gab", lobt Brickwedde. Quasi aus dem Nichts habe er Mitte der 80er Jahre ein Unternehmen gegründet, das heute weltweit 2300 Mitarbeiter beschäftigt. Das Auricher Unternehmen Enercon gilt nach Angaben der Stiftung inzwischen als erfolgreichster deutscher Arbeitgeber der Regenerativbranche. Der 48-jährige Wobben ist zugleich Unternehmer und Erfinder. Stetig verfeinert er seine Technik, erhöht die Leistung und reduziert Rotorengeräusche. Die Umweltstiftung würdigt den Elektrotechniker, der für die kommenden Jahre eine Verdreifachung der Windenergienutzung voraussagt, als "Schrittmacher" für eine Zukunftstechnologie.

Die Umweltstiftung hat in den vergangenen Jahren regelmäßig gezielt unternehmerisches Engagement gewürdigt. Unter den bisherigen Preisträgern finden sich der Textil-Unternehmer Klaus Steilmann und der Freiburger Solarfabrikant Georg Salvamoser.

Karina Christen

Zur Startseite