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Soldaten der Bundeswehr stehen bei einer Übung im Gelände.

© Philipp Schulze / dpa

„Deutschland-Praktikum“ der CSU: Auch eine Wehrpflicht light funktioniert nicht

Die CSU wirbt für ein Bundeswehr-Praktikum – meint aber eine Wehrpflicht light. Das mag die Stammwähler freuen, sinnvoll ist es nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Fabian Löhe

Raus aus der Hängematte – der Dienst fürs Vaterland hat noch keinem geschadet. So in ungefähr liest sich die neueste Idee der CSU für ein „Deutschland-Praktikum“. Denkbar mag die berufliche Schnupperstunde zwar grundsätzlich auch bei sozialen, gesellschaftlichen oder ökologischen Einrichtungen sein. Doch der eigentliche Sehnsuchtsort für die Christsozialen steht schon im Titel des entsprechenden Positionspapiers: „Bekenntnis zu Bundeswehr und Bündnissen.“

Auch der Adressat des Aufrufs ist deutlich zu erkennen, zumindest auf den zweiten Blick. Es sind eben nicht die vielen jungen Menschen, die sich vor Angeboten für eine Lehrlingsausbildung kaum retten können und auch nur bedingt jene, die ohnehin bereits ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren können – sofern sie es denn wollen. Nein, die Idee für ein „Deutschland-Praktikum“ soll vor allem um jene werben, die ohnehin längst zu alt wären. Die Stammwählerschaft soll sich so ihrer selbst vergewissern können.

Vor fast einer Dekade hat der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von der CSU Teile der eigenen Anhängerschaft mit der Aussetzung genannten Abschaffung der Wehrpflicht verprellt. Und doch war es nicht nur revolutionär, sondern auch sicherheitspolitisch richtig. Nun kramt die Partei unter Markus Söder ein Stehaufmännchen hervor:  eine Wehrpflicht light. Vor wenigen Monaten erst hatte auch schon die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer diese Idee wieder ausgepackt. Damals hieß der Vorschlag zur Wiederbelebung des konservativen Markenkerns „allgemeine Dienstpflicht“.

Nun mag die Mehrheit der Deutschen zwar eine Wiederaufnahme der Wehrpflicht befürworten. Sinnvoll ist sie nicht. Von den zunehmenden Bündnisverpflichtungen, denen die Bundeswehr in einer multipolaren Welt mit einer Wehrpflichtigenarmee ohnehin nicht mehr nachkommen kann mal ganz abgesehen, würde sie – oder auch ein „Deutschland-Praktikum“ – auch innenpolitisch das falsche Signal senden. Praktikanten können die dringend benötigten Reformen bei Bundeswehr, Gesundheits- und Sozialsystem nicht ersetzen. Es ist die Bundesregierung, die aus der Hängematte muss – nicht die junge Generation.

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