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Politik: Deutschland und die UN: Makler, Moderator, Mittelmacht (Kommentar)

Hat noch jemand Angst vor Deutschland? Wenn die Reform des UN-Sicherheitsrats scheitert, dann an anderen Kandidaten wie Nigeria oder Brasilien.

Hat noch jemand Angst vor Deutschland? Wenn die Reform des UN-Sicherheitsrats scheitert, dann an anderen Kandidaten wie Nigeria oder Brasilien. Deutschland ist bereit, mehr Verantwortung in den Vereinten Nationen zu übernehmen, hat Kanzler Schröder in New York abermals betont. Und die anderen wären im Prinzip bereit, Deutschland diese Verantwortung zu geben: dem politisch und wirtschaftlich stärksten Staat Europas. Es wäre das abschließende Siegel der Normalisierung seit der Einheit - vom Kriegsverlierer unter Besatzungskontrolle zur Mittelmacht, die in Europa wie in der Welt ein moderierende Rolle spielt. Mit jedem weiteren Jahr Abstand zu 1989 nimmt die Symbolik dieses Schrittes ab, treten die pragmatischen Aspekte stärker hervor. An der deutschen "Außenpolitik des aufgeklärten Eigeninteresses" (Schröder) würde der ständige Sitz mit Veto-Recht wenig ändern. Nichts deutet daraufhin, dass Berlin imperial auftrumpfen will. In vielen Gegenden der Erde gilt Deutschland als ehrlicher Makler und, da es nie ein großes Kolonialreich hatte, als weniger belastet als Frankreich und Großbritannien. Mehr Verantwortung, das würde freilich heißen, noch regelmäßiger Soldaten für UN-Einsätze und mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Kritische Distanz zur einzigen Weltmacht USA und zu dem zur Regionalmacht herabgesunkenen Russland wäre öfter als bisher gefragt: der Moderator eben, so wie Deutschland es im Kosovo gehalten hat. Da ist nur ein Haken: Auch beim Millenniumstreffen werden die Vereinten Nationen wohl kaum die Kraft zur Reform finden. Dann makelt und moderiert Berlin halt ohne ständigen Sitz weiter.

cvm

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