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Die Regierung genießt für ihr Maßnahmenpaket im Kampf gegen das Coronavirus Rückhalt in der Bevölkerung.

© dpa/arkus Schreiber

Deutschlands Kampf gegen das Coronavirus: Mehrheit unterstützt Isolationsmaßnahmen der Regierung

Die EU schließt die Grenzen, Frankreichs Präsident spricht von Krieg, und auch Deutschland schränkt das öffentliche Leben ein. Wie finden die Bürger das?

Um drastische Worte sind Staats- und Regierungschefs in diesen Tagen nicht verlegen, suchen sie nach Beschreibungen für die Corona-Krise.

„Wir sind im Krieg“, war das wohl bisher stärkste Bild, das in diesem Zusammenhang genutzt wurde, und es kam vom französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. „Wir kämpfen weder gegen Armeen noch gegen eine andere Nation. Aber der Feind ist da, unsichtbar – und er rückt vor“, beschrieb er die Bedrohung, die durch das neue Virus entstanden sei.

Macron leitete damit eine weitere Verschärfung der schon bestehenden Restriktionen in seinem Land ein, nach Italien und Spanien gilt nun auch in Frankreich eine Ausgangssperre für die Bürger – in Österreich ist das öffentliche Leben schon sehr stark eingeschränkt.

Und auch Deutschland verstärkte am Montag die Restriktionen noch einmal deutlich: Grenzen zu den meisten Nachbarländern wurden geschlossen, die Reisefreiheit deutlich eingeschränkt. Am Abend dann beschloss die EU, die Schengen-Außengrenzen ebenfalls dicht zu machen, der Reiseverkehr von und nach Europa ist ab heute unterbunden.

Es war wie so oft in den zurückliegenden Tagen und Wochen: Schockiert und schwindelig schauten die Menschen auf die Entwicklungen, die schon wieder die schlimmstmöglichen Erwartungen des Vortags übertrafen.

Wer will jetzt noch ernsthaft ausschließen, dass nicht auch in Deutschland schon heute oder morgen komplette Ausgangssperren verhängt werden, nachdem das öffentliche Leben schon weitgehend erloschen ist?

80 Prozent halten die Maßnahmen der Regierung für „eindeutig“ oder „eher“ angemessen

Von „Maßnahmen, die es so in unserem Land noch nicht gegeben hat“, sprach Kanzlerin Angela Merkel, die erneut soziale Distanz als oberste Bürgerpflicht empfahl, wozu passte, dass ein Kabinettsmitglied sich in Quarantäne begab:Nach Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bleibt jetzt auch Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) zuhause.

Noch darf sich die Regierung des Rückhalts eines großen Teils der Bevölkerung sicher sein, wenn es um die Einschränkung der Freiheiten geht, die jeden Tag verkündet werden. So gaben in einer repräsentativen Umfrage von Civey im Auftrag von Tagesspiegel Background 80 Prozent der Befragten an, dass Maßnahmen zur Isolierung eindeutig (57 Prozent) und eher (23) angemessen seien.

Befragt wurden dafür 2500 Menschen, der Stichprobenfehler liegt bei 3,5 Prozent. Die Frage: „Wie bewerten Sie den Aufruf der Bundesregierung, zur Eindämmung des Coronavirus wo immer möglich auf Sozialkontakte zu verzichten?“ 4,6 Prozent bezeichneten die Empfehlung als eindeutig unangemessen, 7,7 als eher unangemessen. Der Rest war unentschieden.

Polizisten und Zollbeamte kontrollieren den Grenzübergang zwischen Frankfurt Oder und Slubice. Die Grenzen zwischen Polen und Deutschland sind wegen des Coronavirus geschlossen.
Polizisten und Zollbeamte kontrollieren den Grenzübergang zwischen Frankfurt Oder und Slubice. Die Grenzen zwischen Polen und Deutschland sind wegen des Coronavirus geschlossen.

© imago

Größte Zustimmung bei Älteren und 30- bis 39-Jährigen

Die Distanzierung, die mit den in der zurückliegenden Woche verabschiedeten Maßnahmen erreicht werden soll, hat den Zweck, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen und so vor allem Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen vor einer Infektion zu schützen.

Verhindert werden können diese kaum. Wohl aber kann die Infektionskette durch große Teile der Gesellschaft auf einen längeren Zeitraum gestreckt werden, so dass für die schweren Fälle genügend intensivpflegerische Betten in den Kliniken vorhanden sind – etwas, woran Italien gerade scheitert und das Deutschland in dieser Woche mit allen Mitteln verhindern will.

Hintergrund über das Coronavirus:

Die höchste Zustimmung zur Einschränkung von Sozialkontakten gab es in der Umfrage bei den über 65-Jährigen – und den 30- bis 39-Jährigen. Beide Altersgruppen befürworteten die Isolierung zu 85 Prozent.

Ansonsten sinkt die Zustimmung leicht, je jünger die Befragten sind. Aber auch bei den 18- bis 29-Jährigen stimmen 65 Prozent den Empfehlungen der Bundesregierung zu – jeder fünfte lehnt sie ab.

Angst der Bevölkerung vor dem Virus wächst

Einer weitern Umfrage zufolge wächst die Angst der Bevölkerung vor dem Coronavirus. Anfang März 2020 gaben 21 Prozent der deutschen Befragten in einer Umfrage an, große Angst vor einer Ansteckung mit COVID-19, dem Coronavirus, zu haben. Mitte März sagen schon fast zwei von Fünf (37 Prozent), große Angst vor der Ansteckung mit dem Virus zu haben.

Das sind Ergebnisse des neuen wöchentlich aktualisierten Corona-Trackers der internationalen Data & Analytics Group YouGov, für den bisher insgesamt 2.072 Personen ab 18 Jahren vom 02.-04. März 2020 sowie 2.035 Personen vom 13.-16. März 2020 bevölkerungsrepräsentativ befragt wurden.

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