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Der Regelsatz für Kinder unter sechs Jahren beträgt 250 Euro monatlich.

© Oliver Berg/dpa

DGB spricht von „Skandal“: Noch immer 1,5 Millionen Kinder auf Hartz IV angewiesen

Die Zahl der Kinder mit Hartz-IV-Leistungen ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen – aber trotz guter Lage auf dem Arbeitsmarkt nur leicht.

Mehr als 1,5 Millionen Kinder in Deutschland sind auf Hartz IV angewiesen. Die Zahl sank innerhalb von drei Jahren leicht von 1,56 Millionen auf 1,51 Millionen im vergangenen Jahr, wie eine Datenauswertung des Deutschen Gewerkschaftsbunds zeigt, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Die Daten für 2016 bis 2019 stammen von der Bundesagentur für Arbeit. In den Jahren dazwischen bezogen 1,65 Millionen (2017) beziehungsweise 1,58 Millionen (2018) Kinder bis 14 die Leistungen. Der Regelsatz für Kinder unter sechs Jahren beträgt 250 Euro monatlich, für 6- bis 13-Jährige 308 Euro.

„Damit sind Haushalte mit Kindern von der relativ günstigen Entwicklung bei der Anzahl der Hartz-IV-Bezieher weitgehend abgekoppelt“, stellt der DGB fest. Der Rückgang bei den Kindern bis 14 Jahren beträgt seit 2016 3,1 Prozent. Der Rückgang bei allen Personen im Hartz-IV-Bezug beläuft sich dagegen auf 10,0 Prozent: Im vergangenen September waren dies 5,65 Millionen, 2016 6,20 Millionen.

Der Gewerkschaftsbund schlussfolgert daraus: Die wirtschaftlich gute Lage und die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt hätten nicht dazu geführt, dass sich die Zahl von Kindern im Hartz-IV-Bezug spürbar reduziert habe. Dabei leben die meisten der betroffenen Kinder - rund 840.000 - in einem Haushalt, in dem zumindest ein Elternteil erwerbstätig ist. Darunter sind fast 500.000 Kinder, bei denen mindestens ein Elternteil sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist.

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte der dpa: „Kinderarmut in einem reichen Land wie Deutschland ist und bleibt ein nicht hinnehmbarer Skandal.“ Niedrige Löhne machten es trotz Arbeit oftmals unmöglich, den eigenen Lebensunterhalt und den eines Kindes aus eigenen Mitteln zu decken. Buntenbach forderte ein Aktionsprogramm gegen Kinderarmut, eine Anhebung des Mindestlohns und eine Stärkung der Tarifbindung.

Der DGB erläuterte, dass im Hartz-IV-Satz etwa für ein 10-jähriges Kind 4,09 Euro pro Tag für Essen und Trinken vorgesehen seien, monatlich 2,68 Euro für Bücher und monatlich 14,60 Euro fürs Sparen für Schuhe. Um Kindern eine ausreichende soziale Teilhabe zu ermöglichen, sei die Leistung zu niedrig. (dpa)

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