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Politik: Dialog der Kulturen

Sondertreffen des Weltwirtschaftsforums debattiert die Zukunft des Nahen Ostens – Fischer und Rau werben für den Friedensplan

Irgendwie ist Joschka Fischer doch immer der Star. Sogar wenn er nicht da ist. So wird ihm bei der ersten Debatte beim Sondertreffen des Weltwirtschaftsforums in Jordanien, die von der BBC übertragen wird, ein Sessel auf dem Podium freigehalten. Als die Veranstaltung beginnt, ist der deutsche Außenminister gerade auf dem Flughafen von Amman gelandet, direkt vom EU-Gipfel kommend. Beim Weltwirtschaftsforum wollen etwa 2000 Vertreter aus Politik und Wirtschaft über den Wiederaufbau Iraks, den israelisch-palästinensischen Konflikt und den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit im Nahen Osten beraten.

Eine halbe Stunde später setzt Fischer sich mitten in der Diskussion zum Generalsekretär der Arabischen Liga und dem US-Senator Richard Lugar aufs Podium in dem Hotelkomplex am Toten Meer. „Wie ein Popstar“, murmelt ein Zuhörer, aber es hört sich nicht abfällig an. Es komme nicht nur auf die Demokratisierung in der Region an, sagt Fischer, sondern vor allem auf die Modernisierung der Gesellschaften in Nahost. Eine Stunde später steht Fischer in dem riesigen weißen Festzelt, in dem die offizielle Eröffnungsveranstaltung stattfinden soll, im Gespräch mit US-Außenminister Colin Powell und der jordanischen Königin Rania. In seiner Eröffnungsrede begrüßt der Gründer des Schweizer Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, die EU-Vertreter und „insbesondere den deutschen Außenminister Joschka Fischer“. Dabei ist eigentlich Johannes Rau der Ehrengast der Eröffnungsveranstaltung. Der jordanische König Abdullah II. setzte sich in seiner Rede dafür ein, den Teufelskreis von Armut, Bedürftigkeit und Gewalt zu durchbrechen. Die Hälfte der Bevölkerung der arabischen Welt sei jünger als 18 Jahre. Darin liege Sprengkraft. Der Nahe Osten befinde sich am Scheideweg.

Rau ist eines der wenigen Staatsoberhäupter, die ans Tote Meer gereist sind. In seiner Rede wirbt der Bundespräsident für den Nahost-Friedensplan und fordert einen Dialog der Kulturen, um nach dem Waffengang im Irak wieder Vertrauen zwischen islamischer und westlicher Welt zu schaffen. Für Selbstmordattentate, so Rau, gebe es keine Rechtfertigung. Doch häufig seien sie auch ein Zeichen der Verzweiflung in einem Leben ohne Zukunft. Daher komme es darauf an, den Menschen in Nahost eine glaubwürdige Zukunftsperspektive zu geben.

Fischer reist nach dem Weltwirtschaftsforum nach Libanon, Syrien und Ägypten weiter, um über die Förderung des Nahost-Friedensplans zu sprechen. Der Bundespräsident will an diesem Sonntag nach Israel und in die palästinensischen Gebiete weiterreisen.

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