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Jörg Meuthen, Spitzenkandidat der AfD in Baden-Württemberg, gilt in der rechtspopulistischen Partei als Gegengewicht zur Parteichefin Frauke Petry.

© dpa

Die AfD in Baden-Württemberg: Älter und moderater

Die künftige Ausrichtung der AfD hängt auch vom Wahlergebnis in Baden-Württemberg ab. Der dortige Spitzenkandidat Jörg Meuthen gilt bei den Rechtspopulisten als Gegengewicht zur Parteichefin Frauke Petry.

„Man kann Sachsen-Anhalt nicht mit Baden-Württemberg vergleichen“, sagt AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen, 54, und Spitzenkandidat. Kann man schon. So hat etwa das Göttinger Institut für Demokratieforschung die drei Landesverbände analysiert und festgestellt, dass die AfD überall insbesondere bei Männern mit niedrigen Bildungsabschlüssen hohe Zustimmungswerte hat.

Dafür sind AfD-Sympathisanten im Osten jünger als im Westen. Programmatisch unterscheiden sie sich laut Meuthen kaum. Aber im Ton: „Während die AfD im Südwesten moderater (...) argumentiert, sind ihre Forderungen in Sachsen-Anhalt klar völkisch-nationalistisch“, heißt es in der Studie.

Meuthen achtet darauf, sich von der aggressiven Stimmungsmache der Ostverbände zu distanzieren. Als seine sächsische Co-Chefin Frauke Petry forderte, in letzter Konsequenz müssten an der Grenze auch Schusswaffen gegen Flüchtlinge eingesetzt werden dürfen, erklärte Meuthen, das gelte nur „für den hypothetischen Fall, dass jemand mit dem Sprengstoffgürtel umgeschnallt über die Grenze ins nächste Schnellrestaurant rennt“. Mehrfach erklärte er, von Brandstiftern wolle er sich nicht wählen lassen.

Meuthen sieht seine Partei noch in der Tradition von AfD-Gründer Bernd Lucke

Meuthen sieht sich und seine Partei noch in der Tradition von AfD-Gründer Bernd Lucke, der ursprünglich auf die Fehler der Euro-Rettung aufmerksam machen wollte, sich aber mittlerweile von der Partei distanziert.

Jörg Meuthen ist, ähnlich wie Lucke, Wirtschaftsprofessor und lehrt an der Verwaltungshochschule in Kehl. Er gilt im Bund als Gegengewicht zu Petry, die die Partei nach Luckes Sturz spürbar nach rechts rücken ließ. Von der Wahl in Baden-Württemberg hängt deshalb auch die Ausrichtung der Partei insgesamt ab. Zwar liegt die AfD hier bei elf Prozent. Da es keine Landeslisten gibt, steht Meuthens Einzug in den Landtag aber noch nicht fest. Er braucht auch eine hohes persönliches Ergebnis. Zur Sicherheit tritt er gleich in zwei Wahlkreisen an. Schafft er den Sprung ins Parlament nicht, hat er angedeutet, seine Parteiämter abgeben zu wollen. Als Nachfolger stünde Bernd Grimmer bereit, Kreischef der AfD-Hochburg Pforzheim und erfahrener Lokalpolitiker. Er unterhält enge Kontakte zu Petry und hat als Wahlkampfmanager den Landesverband mit seinen rund 3000 Mitgliedern in allen 70 Wahlkreisen an den Start gebracht.

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