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Politik: Die Amerikanzy kommen

Ausländische Manager machen das Vorgehen gegen Jukos schwieriger

Die Kreml-Offensive gegen den Energiekonzern Jukos könnte ins Leere stoßen und Moskau zudem einen internationalen Skandal bescheren. Nach dem Rücktritt des inhaftierten Konzernchefs Michail Chodorkowskij führt Simon Kukes, ein US-Bürger, das Unternehmen. Mit Kukes allerdings können die „Rechtspflegeorgane“ – in Russland sind damit nicht die Gerichte, sondern Staatsanwaltschaft, Polizei und Geheimdienste gemeint – nicht so umspringen wie mit Chodorkowskij, dessen Anwalt bereits reihenweise Verstöße gegen die Strafprozessordnung monierte. Die USA dürften zum Schutz der legitimen Interessen seines Bürgers notfalls schwerste Artillerie auffahren: Wirtschaftssanktionen und Stopp weiterer Abrüstungsverhandlungen, die das stets klamme Russland nötiger braucht als die USA.

Für das Jukos-Management gute Gründe, weitere Ausländer in Top-Positionen des ohnehin bereits kräftig mit Westimporten durchmischten Unternehmens zu hieven. Neuer Vorstandschef von Jukos-Moskau – als Koordinator für die Aktivitäten der zahlreichen Töchter des verschachtelten Imperiums – wurde Steven Theede, ein weiterer US-Bürger. Kukes soll zudem nach dem für Ende November geplanten Abschluss der Fusion von Jukos mit Sibneft dessen neuer Vorstandschef werden.

Damit wird es auch schwieriger für den Kreml, gegen Sibneft vorzugehen. Dessen Mehrheitsaktionär Roman Abramowitsch ist nach Meinung russischer Medien der nächste Abschusskandidat. Gegen Abramowitsch geht es in der neuen Anfrage von Wladimir Judin, eines Hinterbänklers der Putin-Partei „Einiges Russland“. Eben diese Anfragen, kommentieren Medien, hätten zunehmend die Funktion wie zur Sowjetzeit organisierte Brief-Kampagnen von „Werktätigen“, mit deren angeblichen „Bitten“ die Parteiführung umstrittene Maßnahmen rechtfertigte. Judin hatte mit einer Anfrage im Frühjahr die Untersuchungen gegen Jukos ins Rollen gebracht.

Trotz derartiger Schützenhilfe aus der Politik wagt es Wladimir Putin nicht, mit voller Härte gegen Jukos vorzugehen. Der russische Präsident widersprach am Mittwoch seinem Minister für Bodenschätze, Witali Artjuchow. Der Minister hatte angekündigt, dass Jukos Lizenzen zur Erschließung weiterer Ölfelder entzogen werden könnten.

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