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Meldet sich auch gerne politisch zu Wort: Shams Bandar

© AFP

Die Arabische Welt und der Westen: Shams Bandar - Sängerin mit politischer Botschaft

Eine kuwaitische Sängerin verteidigt den Westen gegen die Doppelmoral arabischer Staaten. Ein Porträt.

Nein, ein Paradies sind Europa und die USA nicht. Trotzdem will Shams Bandar ihre kuwaitische Staatsbürgerschaft ablegen für die eines westlichen Landes. „Die Syrer sind über die Ozeane der Welt verteilt, sterben täglich, millionenfach. Und alle arabischen Länder haben ihnen ihre Grenzen verschlossen. Was bringt diesen erbärmlichen Menschen ihre arabische Staatsbürgerschaft?“

Die 35-jährige Sängerin stellte diese Frage vor Kurzem in einem Interview mit dem ägyptischen Sender „Traum TV“. Sie meint es ernst und engagiert sich nicht zum ersten Mal politisch. 2013 sang sie das Lied „Min Haqna Nasuq“ („Es ist unser Recht zu fahren“) für eine Kampagne der Frauen in ihrem Geburtsland Saudi-Arabien, die immer noch keinen Führerschein machen dürfen. Das Lied ist umso bemerkenswerter, weil Shams Bandar in den 15 Jahren davor eher typischen Golfstaaten-Pop von Liebe und Herzschmerz sang. Auch ihr Auftritt in der Fernsehsendung sticht aus dem „Der Westen ist an allem schuld“-Einheitsbrei vieler arabischer Fernsehsender heraus.

Mit dem Interview hat sie die Debatte über das Verhalten arabischer Staaten in der Flüchtlingskrise neu angestoßen. Das Video des Gesprächs wurde mittlerweile mehr als eine Million Mal aufgerufen. „Respekt!“, schreiben User auf Arabisch in den sozialen Medien, und: „Schöne Worte über das, was im Namen des Islam passiert!“

"1400 Jahre lang haben wir einander abgeschlachtet"

Denn einmal in Fahrt, zieht Bandar auch über Islamisten, vor allem den „Islamischen Staat“ her. Mit beiden Händen gestikulierend zählt sie auf: Natürlich sei sie gegen die Politik der USA und Großbritanniens, aber zumindest stehe in deren Verfassungen kein Wort davon, dass man Menschen die Hände abhacken, sie steinigen oder irgendeine andere der Schrecklichkeiten verüben darf, wie sie bei „unseren Muslimen“ vorkommen. Der Moderator, etwas verängstigt, hält entgegen: „Aber letztlich ist es doch die Politik dieser Länder, die all die Katastrophen der arabischen Völker verursacht hat.“ Shams Bandar ist das zu billig: „1400 Jahre lang haben wir einander abgeschlachtet, nur weil einer von uns auf diese Art betet und der andere anders, und jetzt geben wir Amerika und Großbritannien die Schuld?“

Ihr Ausbruch ist kein Plädoyer gegen den Islam, sondern ein Schrei nach dem Rechtsstaat, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Und selbst wenn sie ihre kuwaitische Staatsbürgerschaft abgibt, will sie vor allem eins: mehr arabische Solidarität.

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