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Politik: Die Bahn kommt – auf ihre Kunden zu

Preise werden überprüft, hohe Stornogebühren gesenkt / Zwei Vorstandsmitglieder müssen gehen, Mehdorn bleibt

Berlin. Die Deutsche Bahn hat nach massiver Kritik an ihrem Preissystem am Dienstag Änderungen der Tarifstruktur zu Gunsten der Kunden beschlossen. Der Umtausch von Frühbucher-Fahrscheinen soll ab sofort deutlich preiswerter sein. Zudem will der bundeseigene Konzern in den nächsten Wochen weitere Kritikpunkte überprüfen. Der Unmut über das Preissystem sowie die schlechten Unternehmenszahlen seit Jahresanfang haben zu personellen Konsequenzen im Vorstand geführt. Die verantwortlichen Manager für die Bereiche Personenverkehr und Marketing müssen gehen. Der Vertrag von Bahnchef Hartmut Mehdorn wurde verlängert.

Ab sofort sollen Umbuchungen von Plan & Spar-Tickets statt maximal 45 nur noch 15 Euro kosten, erklärte Mehdorn nach einer Sitzung des Aufsichtsrates in Berlin. Zudem will der Konzern seine Analyse des Preissystems „beschleunigen“ und anschließend weitere Veränderungen entsprechend ihrer „Kundenwirkung“ vornehmen. Geprüft werden nach Tagesspiegel-Informationen spürbare Preissenkungen auf einigen Fernverkehrsstrecken ab Mitte Juni. Im Gespräch ist auch die Wiedereinführung einer Bahncard mit 50 Prozent Rabatt, die dann auch im Nahverkehr gelten soll. Seit dem Start des neuen Preissystems Ende 2002 verkauft das Unternehmen nur noch eine Bahncard mit 25 Prozent Nachlass. Der Preis der geplanten „Bahncard Gold“ sei noch unklar, hieß es. Alternativ habe der Aufsichtsrat auch die Komplett-Abschaffung des neuen Preissystems diskutiert.

Wegen des Misserfolgs der Bahn im Fernverkehr, in dem sie fast ein Monopol besitzt, verloren zwei Manager ihren Job: Christoph Franz, Chef der Schlüsselsparte Personenverkehr, und Hans-Gustav Koch, Marketingvorstand in diesem Ressort, mussten gehen. Sie waren verantwortlich für die Grundpfeiler des Preissystems, das von Kunden, Verbänden und Politikern massiv kritisiert worden war. Im ersten Quartal dieses Jahres hat die Bahn einen Verlust von 185 Millionen Euro eingefahren – geplant für das gesamte Jahr ist nur ein Minus von 200 Millionen Euro.

Der Vertrag von Bahnchef Mehdorn wurde dennoch bis zum Jahr 2008 verlängert. Er hatte die schlechten Zahlen stets auf die schwache Konjunktur zurückgeführt. Der Bund nahm wegen der unerwartet schlechten Zahlen Abstand vom Börsengang der Bahn. Dies sei „kein Dogma“, sagte Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD).

Während Gewerkschaften, Fahrgast- und Umweltverbände die Änderung am Preissystem begrüßten, kritisierte die FDP das Festhalten des Bundes an Mehdorn. Er sei „der Hauptverantwortliche für die katastrophale Lage der Bahn“, sagte der FDP-Verkehrspolitiker Horst Friedrich, seine Ablösung sei „absehbar“.

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