zum Hauptinhalt

Politik: Die Balkan-Krise: Kriegsgefahr in Mazedonien wächst

Die mazedonische Regierung hat am Sonntag mit der Mobilisierung von Armee-Reservisten begonnen. Dies sei wegen der andauernden Angriffe albanischer Terroristen rund um Tetovo notwendig geworden, sagte Armeesprecher Georgi Trendafilov.

Die mazedonische Regierung hat am Sonntag mit der Mobilisierung von Armee-Reservisten begonnen. Dies sei wegen der andauernden Angriffe albanischer Terroristen rund um Tetovo notwendig geworden, sagte Armeesprecher Georgi Trendafilov. Den mazedonischen Einheiten gelang es auch am fünften Tag der Kampfhandlungen nicht, die Kämpfer der so genannten albanischen "Nationalen Befreiungsarmee" (UCK) vom Berg über der Stadt Tetovo zu vertreiben. Die Gefechte weiteten sich am Wochenende auf eine weitere Hügelkette nördlich der Stadt aus.

Der mazedonische Außenminister Srgan Kerim sagte am Sonntag, seine Regierung sei nicht auf fremde Hilfe gegen die albanischen Rebellen angewiesen. "Unsere Sicherheitskräfte sind in der Lage, mit der Situation zurechtzukommen." Kerim bekräftigte gleichzeitig seine Forderung an die Nato-Friedenstruppe im Kosovo, die Grenzen besser zu kontrollieren. Entgegen der offiziell demonstrierten Zuversicht hat die mazedonische Regierung praktisch keine Chance, die albanischen Rebellen militärisch zu besiegen. Polizei und Armee kämpfen aus strategisch unmöglichen Positionen.

Bundesaußenminister Joschka Fischer kritisierte am Sonntag die Angriffe albanischer Extremisten "aufs Schärfste". Diese gefährdeten die Sicherheit und Stabilität Mazedoniens und der gesamten Region, sagte Fischer in Berlin. Der Außenminister kündigte an, dass Deutschland Mazedonien bei der Bekämpfung extremistischer Gewalt unterstützen werde. Der Kommandeur der Nato-geführten Kfor-Truppen im Kosovo, Generalleutnant Carlo Cabigiosu, erklärte am Sonntag, die Kfor werde jeder Bedrohung ihrer Nachschubbasis in Tetovo mit Waffengewalt begegnen. Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping sagte, die deutschen Soldaten würden sich bei einem Angriff entschlossen verteidigen.

Am Rande des deutschen Feldlagers in Tetovo richteten mazedonische Regierungskräfte eine Mörserstellung ein und feuerten am Sonntag von dort aus im Minutentakt. "Es ist sicherlich nicht sonderlich zweckmäßig, dass Mörser in unmittelbarer Nähe des Feldlagers aufgestellt sind", kritisierte der deutsche Hauptmann Arne Pollei das Vorgehen der mazedonischen Truppen. Das deutsche Logistikregiment hat rund die Hälfte der 1200 in Tetovo stationierten Soldaten aus der Kaserne nahe des Stadtzentrums rund zehn Kilometer weiter weg verlegt.

Die Rebellen der "Nationalen Befreiungsarmee" hatten am Samstag alle Albaner in den staatlichen Sicherheitskräften aufgerufen, zu desertieren. Die Albaner, rund ein Drittel der Bevölkerung, sind in Polizei und Armee aber ohnehin nur mit wenigen Prozenten vertreten. Die UCK verzeichnet jedoch nach eigenen Angaben seit Beginn der Schießereien starken Zulauf von kampfbereiten jungen Albanern. Auch in Gostivar, einer Stadt rund 30 Kilometer südlich von Tetovo, richten sich die fast ausschließlich albanischen Bewohner auf den Ausbruch eines Krieges ein. Frauen und Kinder wurden am Wochenende in Bussen Richtung Skopje und zum Teil weiter ins Ausland in Sicherheit gebracht.

Die mazedonische Regierung gerät unterdessen immer stärker unter Druck. Am Sonntag forderten mehrere Tausend Mazedonier bei einer Kundgebung die Regierung zu einer härteren Gangart gegen die albanischen Terroristen auf. Mazedoniens Präsident Boris Trajkoviski wurde ausgebuht, als er sagte, Tetovo sei eine mazedonische Stadt und werde dies immer bleiben. "Gebt uns Waffen", skandierten die Demonstranten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false