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Mit Faustgruß begrüßten sich US-Präsident Joe Biden (l.) und der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in Dschidda.

© AFP

Bidens Nahostreise: Die bedeutungslosen Staaten von Amerika

US-Präsident Joe Biden kam als Bittsteller in den Nahen Osten und wurde auch so behandelt. Amerikas Schwäche ist offenkundig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Es waren markige Worte. „Lassen Sie mich klar sagen, dass die Vereinigten Staaten ein aktiver, engagierter Partner im Nahen Osten bleiben werden“, verkündete Joe Biden beim Gipfel des Golf-Kooperationsrats im saudischen Dschidda. Der US-Präsident verband seine Botschaft mit einer klaren Ansage: „Wir werden nicht weggehen und ein Vakuum hinterlassen, das von China, Russland oder dem Iran ausgefüllt wird.“

Das klingt nach Entschlossenheit und einer Rückkehr in eine Region, der die USA kaum noch Beachtung schenkten. Allerdings ist es dafür vermutlich zu spät. Das Vakuum, das die Supermacht mit ihrer Hinwendung zum Pazifikraum im Nahen Osten hat entstehen lassen – es ist längst gefüllt von den geostrategischen Rivalen.

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Sowohl Moskau als auch Peking bauen Tag für Tag ihren Einfluss aus. Da werden Waffen geliefert, Gas oder Öl verteilt und antiwestliche Bündnisse geschmiedet. Amerika bleibt da lediglich eine Statistenrolle.

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Schon der Grundtenor von Bidens Reise zeigt Washingtons Dilemma schonungslos auf: Der US-Präsident kam als Bittsteller. Das eigentliche Ziel seiner Tour war nicht etwa Israel, sondern das ölreiche Saudi-Arabien.

Die Monarchie will sich von Amerika in Sachen Menschenrechte nicht belehren lassen

Als Energielieferant ist das Königreich gefragt, als Land, das durch die Erhöhung von Fördermengen den USA einen günstigeren Benzinpreis und damit Biden einen Erfolg verschaffen könnte. Doch die die Golfmonarchie ließ den 79-Jährigen abblitzen. Es gab zwar vage Absichtserklärungen, jedoch keine konkreten Zusagen.

Wie aus Amerikas Schwäche anderenorts Stärke erwächst, zeigt sich denn auch beim saudischen Thronfolger. Bis vor Kurzem stand Mohammed bin Salman als Verantwortlicher für den Mord am Journalisten Jamal Khashoggi zu Recht am Pranger. Biden selbst hatte ihn einen Paria genannt.

Mit Handschlag begrüßte Wladimir Putin vor Kurzem Irans Präsident Ebrahim Raisi.
Mit Handschlag begrüßte Wladimir Putin vor Kurzem Irans Präsident Ebrahim Raisi.

© Imago/Zuma Wire

Das ist zwar nicht vergessen, im Grunde aber vergeben. Zu wichtig ist Saudi-Arabien als Produzent des schwarzen Goldes. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine machte aus dem Wüstenstaat im Handumdrehen wieder einen gefragten Partner. Einer, der sich seiner Bedeutung sehr bewusst ist. So ließ der Kronprinz den Gast aus Washington beim Thema Menschenrechte kühl wissen, „ein Aufzwingen von Werten“ sei kontraproduktiv.

Iran, Russland, Saudi-Arabien: Autokraten unter sich

Derartige für bin Salman lästige Fragen stellen Kremlchef Wladimir Putin und Chinas Herrscher Xi Jinping gar nicht erst. Das macht beide für den saudischen Kronprinzen zu angenehmen Verhandlungspartnern. Zumal die drei Herren ihre autokratische Gesinnung eint.

Und Biden? Wird im Nahen Osten rasch Vergangenheit sein. Am Dienstag reist mit Putin einer, der in der Region wirklich mächtig ist, nach Teheran. Dort wird es um Waffen und Allianzen gehen. Für Amerika bleibt da nicht mehr als ein Platz auf der Zuschauerbank.

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