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Politik: Die beiden Länder erheben Anspruch auf ein Seegebiet, in dem Erdölvorkommen vermutet werden

Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) wird voraussichtlich eine Kommission nach Nicaragua und Honduras schicken, um im Grenzstreit zwischen den Ländern zu vermitteln und eine weitere Verschlechterung des angespannten Verhältnisses zwischen beiden Ländern zu verhindern. Die Regierung in Managua wirft Honduras und Kolumbien vor, ein mehr als 130 000 Quadratkilometer großes Seegebiet, auf das Nicaragua Anspruch erhebt, unter sich aufteilen zu wollen.

Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) wird voraussichtlich eine Kommission nach Nicaragua und Honduras schicken, um im Grenzstreit zwischen den Ländern zu vermitteln und eine weitere Verschlechterung des angespannten Verhältnisses zwischen beiden Ländern zu verhindern. Die Regierung in Managua wirft Honduras und Kolumbien vor, ein mehr als 130 000 Quadratkilometer großes Seegebiet, auf das Nicaragua Anspruch erhebt, unter sich aufteilen zu wollen. Unter dem Meeresboden der umstrittenen Zone werden Erdöl- und Erdgasvorkommen vermutet.

OAS-Vertreter sollen zunächst die Gemüter in den Hauptstädten Managua und Tegucigalpa beruhigen, wo sich der Grenzstreit am Wochenende zugespitzt hatte. Die umstrittene Meereszone liegt vor der Karibikküste, die nach Auffassung Managuas zum eigenen Territorium gehört. Die Regierung des Nachbarlandes sieht das anders: Vor einer Woche ratifizierte der honduranische Kongress einen Vertrag mit Kolumbien, der bereits 1986 ausgehandelt worden war. Danach verläuft die nicaraguanisch-honduranische Seegrenze entlang des 15. Breitengrads, während Managua von einer weiter nördlich gelegenen Grenze auf dem 17. Breitengrad ausgeht. Kolumbien hat dem Abkommen zufolge Hoheitsrecht über die atlantischen Gewässer östlich des 82. Längengrades und somit auch über die Inseln San Andres und Providencia.

Den Karibik-Anrainerstaaten geht es nicht ausschließlich um Fischereirechte, Nationalstolz und ein paar Inseln: Unter dem Meeresboden des umstrittenen Gebietes sollen ergiebige Erdöl- und Erdgasvorkommen sowie weitere Rohstoffe liegen.

Bogota und Tegucigalpa hatten in den vergangenen Monaten geheime Verhandlungen über die Unterzeichnung des 13 Jahre alten Vertrags geführt und die Politiker in Managua vorige Woche umso mehr erzürnt, weil sie sie vor vollendete Tatsachen stellten. Bereits in den achtziger Jahren hatte Managua gegen das Vorhaben der Nachbarländer protestiert. Diese rechtfertigen ihre Absprache mit dem Esguerra-Barcenas-Vertrag zwischen Nicaragua und Kolumbien aus dem Jahr 1928. Bogota hatte dem mittelamerikanischen Land damals die Hoheitsrechte über die Costa de Mosquitos und einige Inseln vor der Karibikküste zugestanden. Im Gegenzug gab Nicaragua dem kolumbianischen Anspruch auf San Andres und Providencia statt. 1980 erklärte die sandinistische Regierung das Abkommen allerdings für nichtig, weil es während der US-amerikanischen Besatzungszeit abgeschlossen worden war.

Im Verlauf einer Sondersitzung des Ständigen Rates der Vereinten Nationen warfen sich nicaraguanische und honduranische Regierungsvertreter am Montag erneut gegenseitig vor, ihre Truppen an der gemeinsamen Grenze verstärkt zu haben. Der Außenminister Nicaraguas, Vicente Argüello, warnte Tegucigalpa davor, die Marine in die umstrittene Zone zu schicken. "Wir überwachen das Gebiet, um Drogenhandel zu verhindern und die Fischbestände zu schützen", sagte er. Daher könne es bei einem Zusammentreffen von Marineeinheiten leicht zu "bedauerlichen Vorfällen" kommen, die den Frieden in der Region in Gefahr bringen könnten. Der Außenminister von Honduras, Roberto Flores, bezeichnete die Haltung Managuas als "politisch unüberlegt und rechtlich unannehmbar".

Nicaragua erhebt seit der vorigen Woche Strafzölle auf honduranische Importe und hat nach Angaben Tegucigalpas seinen Luftraum für honduranische Flugzeuge gesperrt. Der Ständige Rat der OAS wollte im Verlauf des Dienstags über die Einzelheiten einer Vermittlungsaktion in Mittelamerika entscheiden.

Sigrun Rottmann

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