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Politik: „Die Besatzung gefährdet das Christentum“

Orthodoxer Erzbischof kritisiert Israel

Berlin - Die Pflege des christlichen Brauchtums in den Palästinensergebieten ist nach Auffassung des Erzbischofs der griechisch-orthodoxen Kirche in Jerusalem, Attallah Hanna, durch die israelische Besatzung gefährdet. Das sagte Hanna bei einem Besuch der Generaldelegation Palästinas in Berlin. Der ranghöchste Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche in Palästina hält sich zurzeit in Deutschland auf, um über die Lage der Christen in den Palästinensergebieten zu informieren. Israel versuche, die christlichen Kirchen zu unterlaufen, sagte Hanna. Auch die orthodoxe sei davon betroffen. „Die orthodoxe Kirche, die sich als orientalisch-arabische Kirche versteht, ist im Visier der israelischen Besatzer“, sagte Hanna. Allerdings sei es den christlichen Kirchen bislang gelungen, ihre Unabhängigkeit zu wahren.

Ziel der israelischen Regierungspolitik sei seit langem die „Judaisierung“ Ost- und Westjerusalems. So habe der israelische Staat seit 1948 tausende Hektar an Kircheneigentum konfisziert. „Israel versucht, sich Grundstückseigentum der christlichen Kirche anzueignen und an jüdische Organisationen zu übertragen“, sagte der Erzbischof.

Die umstrittenen Bauarbeiten nahe der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem verurteilte Hanna aufs Schärfste. Die Einigung auf die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit bezeichnete Hanna als Schritt in die richtige Richtung. Mit Blick auf den Einfluss der Hamas in den Palästinensergebieten sagte Hanna: „Wir unterhalten gute Beziehungen zur Hamas. Christen und Muslime bilden eine Einheit. Ein künftiger unabhängiger Palästinenserstaat muss die Machtbeteiligung aller Religionsgruppen gewährleisten.“ Die Tatsache, dass christliche Abgeordnete einen Sitz im palästinensischen Parlament hätten, zeige, dass Christen durch die palästinensische Führung nicht benachteiligt würden.

Nils Michaelis

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