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Politik: Die beste Frau ist immer noch ein Mann CDU feiert Geißler und

seinen Feminismus

Berlin - Vor einigen Jahren, sagt Angela Merkel, hat ihr ein CDU-Mitglied gesteckt: „Die beste Frau, die wir haben, ist Heiner Geißler“. Diese Einschätzung teilt die Parteichefin vermutlich nicht, dennoch lässt sie es sich am Dienstagabend im Berliner Konrad-Adenauer-Haus nicht nehmen, Geißlers „wegweisende“ Rolle bei der Gleichberechtigung der Frau zu loben. Denn vor zwanzig Jahren hatte der damalige Generalsekretär das Thema auch gegen internen Widerstand für die CDU entdeckt und mit den „Essener Leitsätzen“ programmatisch festgezurrt.

Er selbst feierte Anfang März seinen 75. Geburtstag, und beide Jubiläen zusammen waren der Partei Anlass genug, zu einem „Berliner Gespräch“ zu laden. Wie modern ist Deutschlands Frauenbild? – diese Frage sollte geklärt werden. Dass „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer Heiner Geißler als Diskutantin gegenübersaß, bestätigte die Vermutung: In den vergangenen 20 Jahren hat sich was getan beim Frauenbild in der CDU.

Zunächst plaudern Geißler und Schwarzer – die sich seit Jahren in gegenseitiger Hochachtung zugetan sind – mehr wie zwei Veteranen über gewonnene Schlachten. Der Einwand von Moderatorin Tissy Bruns, leitende Redakteurin des Tagesspiegels und von 1999 bis 2003 erste Frau an der Spitze der Bundespressekonferenz, ob die Frauenfrage an Schwung verloren hat, seit sie die Mitte der Gesellschaft eroberte, trifft zwar bei Zuhörern auf Zustimmung, nicht aber auf dem Podium.

Aber dann kommt doch Aktuelles zur Sprache. Neben einem Exkurs zu Außenminister Joschka Fischer und der Visa-Affäre sowie dem Kanzler, der schon mal von „Frauen und das ganze andere Gedöns“ spricht, verschont Geißler auch die eigene Partei nicht: Zum Beispiel wenn es um deren Haltung zur geschlechtsspezifischen Verfolgung geht. Beschneidung in Deutschland sowie die Quotenregelung werden debattiert und vor allem der Grund, so Alice Schwarzer, „warum Frauen heute noch so verletzlich sind: die Kinder“. Sie fordert „ein Klima, das auch die Väter in die Pflicht nimmt“. „Hier“, sagt sie unter heftigem Beifall, „hat die CDU noch viel nachzuholen“.

In einem aber sind sich Geißler und Schwarzer besonders einig: Es ist ihrer Ansicht nach nicht nur an der Zeit, sondern „überfällig, dass eine Frau an der Spitze der Regierung steht“. Und wer könnte damit anderes gemeint sein als Angela Merkel? Allerdings, schickt Schwarzer noch hinterher, „sollten Sie dann nicht die Anliegen der Frauen vergessen. Sonst bringt uns das nämlich auch nichts.“ Applaus.

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