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Politik: Die Bischöfe ihrerseits verschieben eine Entscheidung - kein sofortiger Ausstieg aus Konfliktberatung

Die katholische Kirche will die Konfliktberatung für Schwangere zunächst weiterführen, langfristig aber aus dem staatlichen Beratungssystem aussteigen. Dies teilte am Freitag der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, nach der Herbstvollversammlung der Oberhirten in Fulda mit.

Die katholische Kirche will die Konfliktberatung für Schwangere zunächst weiterführen, langfristig aber aus dem staatlichen Beratungssystem aussteigen. Dies teilte am Freitag der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, nach der Herbstvollversammlung der Oberhirten in Fulda mit. Von sofort an entscheide jeder Bischof für sein Bistum, wie lange noch ein Schein ausgegeben werde. Die reformkatholische Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" und die Grünen-Politikerin Christa Nickels forderten die einzelnen Bischöfe auf, umgehend eine Entscheidung zu treffen und Klarheit für die Frauen, die Beraterinnen und den Staat zu schaffen.

Lehmann geht davon aus, dass "zumindest in den nächsten Wochen" noch fast alle Bischöfe bei der bisherigen Beratungspraxis mit Schein bleiben. Die Beratungsstellen würden ihre Tätigkeit inhaltlich "in vollem Umfang weiterführen, ob mit oder ohne Schein", sagte Lehmann.

Einzelne Bischöfe wollten "bald eine Neuordnung einleiten, die keine Ausstellung von Nachweisen mehr vorsieht, die die Straflosigkeit einer Abtreibung eröffnen". Andere Bischöfe hingegen sähen sich vor einer Entscheidung für ihr Bistum verpflichtet, "dem Heiligen Vater ihre verbleibenden Bedenken vorzutragen und die Umgestaltung des Beratungskonzepts hinsichtlich der Voraussetzungen und Konsequenzen zunächst noch einmal zu prüfen", sagte Lehmann. Die Möglichkeit, dem Papst ihre Argumente zu erläutern, hätten die Bischöfe auf ihrem turnusmäßigen "Ad-limina-Besuch" in Rom Mitte November.

Lehmann wies ausdrücklich darauf hin, dass der Apostolische Nuntius Giovanni Lajolo seinen Brief vom 16. Juni revidiert habe. Dieser Brief war Grundlage des am 22. Juni in Würzburg einstimmig gefassten Beschlusses zur Modifizierung des bisherigen Scheins, mit dem ein Verbleib im staatlichen System gesichert werden sollte. Der von Oktober an geplante Zusatz "Diese Bescheinigung kann nicht zur Durchführung straffreier Abtreibungen verwendet werden" sei damit vom Tisch, sagte Lehmann. Wegen der unklaren römischen Diplomatie habe auch der Vatikan eine Mitschuld an der verwirrenden Entwicklung.

Die Pläne des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), von der kirchlichen Verantwortung unabhängige Beratungsstellen mit Scheinvergabe zu errichten, nahm die Bischofskonferenz lediglich zur Kenntnis. "Eine Beurteilung solcher Initiativen erscheint erst möglich, wenn die konkreten Rahmenbedingungen bekannt sind", sagte Lehmann. "Wir sind Kirche" appellierte an die einzelnen Bischöfe, bald eine klare Gewissensentscheidung zur Schwangerenkonfliktberatung zu treffen. Die "unerträgliche Verunsicherung der Frauen in Notlagen als auch der Beraterinnen in den katholischen Konfliktberatungsstellen" müsse endlich ein Ende haben, hieß es.

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