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Politik: Die chinesischen Machthaber schreien schon vor der Vergabe des Friedensnobelpreises prophylaktisch auf (Kommentar)

Sollte sich das Nobelpreiskomitee tatsächlich nicht auf einen chinesischen Dissidenten als diesjährigen Nobelpreisträger geeinigt haben, dann wäre es jetzt, auch in allerletzter Minute, an der Zeit, noch einmal umzusteuern. Denn die Genossen in Peking schreien schon auf, bevor das Komitee eine Entscheidung veröffentlichen, noch ehe der symbolische Peitschenhieb der Humanität es treffen konnte.

Sollte sich das Nobelpreiskomitee tatsächlich nicht auf einen chinesischen Dissidenten als diesjährigen Nobelpreisträger geeinigt haben, dann wäre es jetzt, auch in allerletzter Minute, an der Zeit, noch einmal umzusteuern. Denn die Genossen in Peking schreien schon auf, bevor das Komitee eine Entscheidung veröffentlichen, noch ehe der symbolische Peitschenhieb der Humanität es treffen konnte. In Sachen Menschenrechte ist China so sensibel wie kaum ein anderes Land. Sensibel nicht etwa für die Respektierung der Menschenrechte. Fürwahr nicht. Aber sensibel gegen offene Kritik an den despotischen Praktiken des kommunistischen Landes. So ist die diplomatische Untugend des chinesischen Außenministers Zhang Qiyue, der eine Preisverleihung an einen chinesichen Dissidenten für "eine offene Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas" hält, zwar nicht besonders verwunderlich. Sie verblüfft aber in ihrer offenkundigen, aus Angst geborenen Droh-Attitüde. Denn was sich Peking als vorsorgliche Gefahrenabwehr ausgedacht hat, materialisiert sich in der wirklichen Welt zwangsläufig als eine, vielleicht die schönste denkbare Nobilitierung des Friedensnobelpreises: Er entfaltet nicht nur symbolische, sondern reale, politische Macht. Das Komitee sollte sich die Chance nicht entgehen lassen - und den Text von Zhang Qiyue im Wortlaut und in voller Länge als Laudatio vorlesen.

eid

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