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Politik: Die Dürre bedroht Ostafrika seit biblischen Zeiten - Bevölkerungswachstum und Bürokratie verschärfen die Krise

"Auf sieben gute folgen immer sieben schlechte Jahre", sagt Kurt Peters, Agrarwissenschaftler an der Humboldt-Universität und Äthiopien-Experte. "Das steht schon in der Bibel.

Von Hartmut Wewetzer

"Auf sieben gute folgen immer sieben schlechte Jahre", sagt Kurt Peters, Agrarwissenschaftler an der Humboldt-Universität und Äthiopien-Experte. "Das steht schon in der Bibel." In regelmäßigen Abständen erleben bestimmte Gebiete Äthiopiens Dürreperioden, deren Ursache klimatische Zyklen sind. "Die wasserführenden Winde erreichen die Region nicht mehr", erläutert Peters. In den letzten drei Jahren gab es im Süden des Landes, vor allem im besonders kargen Südosten, keine ausreichenden Niederschläge mehr. Die beiden Regenzeiten, eine "kleine" zu Beginn des Jahres und eine "große" im Sommer, fielen zu mager aus. Die Folge waren niedrige Erträge, Ernteausfall und schließlich aufgebrauchte Reserven. Nun bedroht der Hunger Millionen Menschen.

Für Peters sind die Dürre und ihre Folgen ein fast schicksalhaftes Geschehen, auf das auch die Politik nur begrenzt Einfluss nehmen kann. Die Menschen in den Dürregebieten seien durchaus bestrebt, mit der Wasserknappheit umzugehen. "Die Bauern wissen, dass sie mit Trockenheit zu rechnen haben, und sie bemühen sich darum, dürreresistente Pflanzen anzubauen und eine nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben." Im hauptsächlich betroffenen Südosten lässt das trockene Klima allerdings kaum mehr als Weidewirtschaft und Hirseanbau zu.

Verschärft wird die Krise durch die rasche Bevölkerungszunahme. "Jedes Jahr wächst sie um drei Prozent", berichtet Eckart Bode, Äthiopien-Experte bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Eschborn. Konnten die Menschen in den mageren Gebieten früher durch nomadische Lebensweise noch genug Nahrung finden, hat die zunehmende Sesshaftigkeit diese Möglichkeit eingeschränkt. Der Zugang zu Ressourcen wie Wasser und Weiden werden knapp und knapper. "Die Ernährungssituation ist die schlechteste weltweit, die Landwirtschaft hat die niedrigste Produktivität überhaupt." Hinzu kommen ökologische Probleme: in den letzten Jahrzehnten ist die Waldfläche von 16 auf drei Prozent zurückgegangen, der Anteil der Halbwüsten verdreifachte sich.

Was ist künftig zu tun, um einer Hungersnot vorzubeugen? Vorratshaltung ist in einem Land mit geringer Wirtschaftskraft nur begrenzt möglich, gibt der Agrarfachmann Peters zu bedenken. Er schlägt vor, den Menschen einen besseren Marktzugang zu ermöglichen. So können sie zum Beispiel ihr Vieh rechtzeitig veräußern und dafür Mais und Hirse zum Überleben einkaufen.

Zu den politischen Problemen gehört für Peters, dass das Land den Menschen nicht gehört, sondern ihnen nur geliehen wird. Deshalb schrecken viele Bauern vor aufwändigen Maßnahmen wie der Terrassierung zurück. Und der Äthiopien-Experte Bode weist darauf hin, dass die Bürokratie noch immer von 30 Jahren sozialistischer Diktatur geprägt und entsprechend schwerfällig ist. Aber Bode ist auch davon überzeugt, dass die äthiopische Landwirtschaft immens verbessert werden kann. Das gilt vor allem für Hochflächen mit ausreichenden Niederschlägen. Bode setzt auf bisher nicht genutzte Flächen, Düngemittel, bessere Infrastruktur und eine Reihe weiterer Maßnahmen.

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